Fans des VfL Tegel sammelten Geld für das Flugticket, damit Larissa Drews bei der Deutschen Meisterschaft startet.

Werfen, Schleudern, Hebeln, bis der Gegner mit beiden Schultern auf der Matte liegt – ringende Mädchen sind in diesem Metier immer noch was Besonderes. Doch sie haben viele Fans. Wie die meisterliche Junior-Ringerin Larissa Drews, die im VfL Tegel ihr sportliches Handwerk erlernte: Weil die 16-Jährige seit vergangenem Herbst Austauschschülerin im fernen Kalifornien ist, sammelten die Tegeler Ringerfans Geld, um sie zur Deutschen Meisterschaft der weiblichen Jugend Ende März im westfälischen Bönen einzufliegen. „Ein erfolgreiches Crowdfunding, dessen Erlös für den Hin- und Rückflug reichte“, freut sich VfL-Pressewart Hans Welge.

Ringer-Talent Larissa Drews musste dem Jetlag Tribut zollen

Larissa kam aus dem Flieger und kämpfte. Gleich zu Wettkampfbeginn erfreute sie ihre Fans mit einem Schultersieg; ein kurzer, schneller Kampf. Und auch die zweite Gegnerin aus Bayern rang sie rasch auf die Matte. Doch im dritten Kampf machte sich der Trip um den halben Erdball deutlich bemerkbar – der Jetlag zwang sie in die Knie – und sie unterlag. Eine Enttäuschung für die erfolgsverwöhnte Jung-Ringerin, nicht ins Finale gekommen zu sein. Schließlich musste sie sich mit dem vierten Platz begnügen. Auf dem Weg zurück zum Flughafen tröstete sie VfL-Trainer Matthias Fuentes: „Du bist noch drei Jahre bei den Juniorinnen, genügend Zeit, dich weiter zu profilieren.“

Aktiv gefördert

Profil hat Larissa allemal gewonnen: Als Sechsjährige begann sie im Tegeler Verein mit dem Ringen, nahm beharrlich alle Hürden dieses Kraft und Geschick einfordernden Sports, erklomm oft die oberste Stufe des Siegertreppchens. Sie ist bei den Juniorinnen fünfmalige Berliner Meisterin, Hessen-, Norddeutsche- und Mitteldeutsche Meisterin. Eine Karriere, die von den sportbegeisterten Eltern aktiv gefördert wird. Trainer Fuentes lobt vor allem ihre soziale Kompetenz: „Trotz ihrer Jugend hat sie immer ein Auge auf die Jüngeren, gibt ihr Wissen, ihre Erfahrungen gern weiter, hilft bei Problemen stets aus. Damit hat sie sich Achtung und Anerkennung erworben.“ Seit zwei Jahren ist Larissa auch Kampfrichterin im Ringer-Verband. Larissa weiß, was sie will. Und auch, was sie nicht will – beispielsweise nicht ins Ringerinternat des Frankfurter Olympiastützpunktes. Viel lieber wurde sie Austauschschülerin in den USA. Sie kehrt also nach Tegel zurück, doch erst einmal will sie ihre „kalifornische Zeit“ genießen. Eine Auszeit ist es nicht. Denn sie absolviert dort die High School und hat das Glück, dass ihre Gast-Eltern aktive Ringer sind. So trainiert sie im dortigen Club, wurde dank ihres Könnens schnell ins Liga-Team aufgenommen und holte am Saisonende den Titel. „Sie ist gut, deshalb wollten wir sie zu den Meisterschaften auch hier haben. Larissa macht ihren Weg“, sagt Welge.

Jürgen Zweigert, Bild Privat/VfL Tegel