Anwohner und Experten kritisieren Sanierungspläne.
Monika Krüger (Name von der Redaktion geändert) hat Angst um ihr Zuhause. Ihr Vermieter, die Deutsche Wohnen, will diese und 382 weitere Wohnungen in der Onkel-Tom-Straße, dem Eschershauser Weg und in der Argentinischen Allee energetisch sanieren. Im Januar erhielt die 52-Jährige einen Brief von dem Wohnungsunternehmen. Darin hieß es, die Fenster würden ausgetauscht und die Miete um 54 Euro angehoben.
Fenster bleiben
Das Unternehmen plant, im kommenden Jahr Balkone, Fenster und Dächer zu überholen und die Kellerdecken zu dämmen. Außerdem werden Treppenhäuser instand gesetzt und die Außenanlagen „entwickelt“. Den Ausbau der Fenster hat die Deutsche Wohnen, wohl auch auf Druck von außen, wieder abgeblasen. Doch noch immer steht die Frage im Raum, welche Belastungen den Bewohnern bevorstehen. „Wäre die Erhöhung gekommen, hätte ich auf eine Härtefallregelung hoffen oder meine Wohnung aufgeben müssen“, sagt Krüger. Derzeit zahlt sie für ihre 49 Quadratmeter große Wohnung in der Onkel-Tom-Straße eine Warmmiete von 489 Euro. Gemeinsam mit anderen Mietern will sie eine Anwohnerinitiative gründen. Sie fordern mehr Klarheit, auch über den wahren Energieverbrauch in ihren Häusern. Auch Bezirkspolitiker und Energieexperten sehen das Vorgehen der Deutsche Wohnen kritisch. „Ein Ausbau der Fenster wäre nicht nachvollziehbar gewesen, außerdem haben wir dem Unternehmen vorgeschlagen, die Abrechnung der Energiekosten transparenter zu gestalten, das könnte vertrauensbildend wirken“, sagt Peter Schrage-Aden vom Aktionskreis Energie.
Das Sanierungsvorhaben war bereits Thema im Stadtplanungsausschuss. Es kursieren Gerüchte, die Immobilien in bester Lage würden auf Vordermann gebracht, um lukrativ verkauft zu werden. „Die Deutsche Wohnen muss endlich ihre Ziele offenlegen“, fordert Michael Gaedicke von der Grünen-Fraktion. Das Unternehmen lässt mitteilen, allein die Kellerdeckendämmung und ein Teil der zu überarbeitenden Fenster sei als Modernisierung angesetzt und damit umlagefähig. Der Rest sei „mietneutrale Instandsetzung“, so ein Sprecher. „Insbesondere bei der Modernisierung sehen wir uns in der Pflicht, politisch formulierte Ziele hinsichtlich Energieeinsparung und Klimaschutz zu erreichen. Zugleich sind wir gegenüber den Mietern verpflichtet, die Mietsache auf dem Stand der Zeit zu halten.“ Dem Unternehmen gehören nach eigenen Angaben 10.671 Wohneinheiten im Bezirk.
Nils Michaelis, Bilder: Anja Steinmann, Georgios Anastasiades