In Marienfelde und Lichtenrade werden die „Schwarzkittel“ immer öfter gesichtet.
Im südlichen Stadtrand von Tempelhof-Schöneberg, besonders im Freizeitpark Marienfelde und weiträumiger Umgebung, ist seit einiger Zeit ein vermehrtes Aufkommen von Wildschweinen zu beobachten. Das teilt die fürs Grünflächenamt zuständige Stadträtin Christiane Heiß (Grüne) mit. Die berlinweite Zunahme an Schwarzwild in den Außenbezirken stehe in engem Zusammenhang mit dem üppigen Futterangebot, unter anderem auch gefördert durch die Intensivierung der angrenzenden landschaftlichen Flächen im Mais- und Rapsanbau in Brandenburg und den milden Wintern.
Unerwartete Begegnungen
„Das vermehrte Aufkommen des Schwarzwildes hat nicht nur zu enormen, nicht mehr vertretbaren Schäden in den Grünanlagen einschließlich wertvoller naturnaher Bereiche geführt, sondern kann insbesondere in der Dämmerungs- und Nachtzeit zu unerwarteten Begegnungen zwischen Menschen und Wildtieren führen“, sagt Christiane Heiß. Hinweise zum Wildaufkommen aus der Bevölkerung seien willkommen.
Berlins einziger NaturRanger, Björn Lindner, konnte schon des Öfteren Schwarzwild im Naturpark Marienfelde beobachten. „Das sind hochsoziale und hochintellgiente Tiere“, sagt er. Sie leben in Rotten, kümmern sich umeinander und beschützen sich gegenseitig. „Eine Bache, die ihre Kinder in Gefahr sieht, kann sehr schlecht werden“, sagt Lindner. Derzeit ist Frischlingszeit, erhöhte Vorsicht sei also geboten. Normalerweise scheuen die Schwarzkittel jedoch den Kontakt mit dem Menschen. „Wenn Menschen die Tiere jedoch bedrängen, wehren sie sich selbstverständlich“, so Lindner. So geschehen Ende Januar in Reinickendorf, als Sportler eines Vereins ein Wildschwein in die Enge trieben. Das Tier wehrte sich, verletzte dadurch Menschen und wurde schließlich von der Polizei erschossen. „Das muss einfach nicht sein“, sagt Lindner. Der Ranger bittet um ein Miteinander zwischen Mensch und Tier. Hundebesitzer sollten ihren Vierbeiner zum Beispiel an der Leine führen, sodass Konflikte ausgeschlossen werden können. Jogger, die in der Abenddämmerung umherlaufen, sollten sich mit einer Kopflampe erkennbar machen, sodass sie vom Wild gesehen werden. Und gefüttert werden sollten die Tiere in keinem Fall. Nähert sich ein Wildschwein einem Menschen, weil es in dessen Tasche oder Rucksack etwas Essbares wittert, sollte dieser die Tasche langsam auf den Boden legen, Ruhe bewahren und den Rückzug antreten.
Fleißige Wühlarbeiter
Lindner bestätigt, dass Schwarzwild durch seine akribische „Bodenarbeit“ ein wichtiger Teil im ökologischen Gefüge ist. „Sie belüften den Boden, buddeln Mineralstoffe an die Oberfläche, sodass zum Beispiel Insekten hier Nahrung finden“, erklärt er. Natürlich seien die Umgrabungen in Parks und Gärten nicht besonders schön- „Diese Gefahr kann derzeit aber auch nicht bestätigt werden“, sagt Lindner. Eine Gartenkolonie werde regelmäßig von einer Rotte besucht, bis jetzt aber noch nicht ins Innere der Anlage vorgedrungen. Lindner und sein Team führen auch lenkende Maßnahmen durch, um den Bewegungsradius der Tiere unter Kontrolle zu halten. Durch Infrarot-Kameras zum Beispiel kann ermittelt werden, wo und wann sich wie viele Wildschweine im Naturpark aufhalten. Wer Informationen zu Schwarzwild hat oder besondere Beobachtungen machen konnte, kann sich gerne beim Ranger unter (0170) 56 55 112 melden.
Text: Sara Klinke, Bilder: Thinkstock/iStock/Jevtic, Getty Images/iStockphotos/kajornyot