Neukölln: Sozialarbeiter-Team ist seit Monatsanfang am Umsteiger Neukölln tätig.
Spritzen, Schmutz und Müll – die Probleme rund um den S- und U-Bahnhof Neukölln werden immer offensichtlicher. Beschwerden über Drogenhandel und Konsum illegaler Drogen, unsachgemäße Entsorgung von Spritzen und sonstige Verunreinigungen nehmen zu. Die Lebensumstände vieler Menschen, die sich hier rund um die Uhr aufhalten, führen aufgrund ihrer Suchterkrankungen immer mehr zu Verwahrlosung, Kriminalität und aggressivem Verhalten. Konflikte in Hauseingängen und Innenhöfen der angrenzenden Häuser haben sich in den letzten Monaten gehäuft – auch die lokale Politik ist verstärkt auf die Problemlage aufmerksam geworden und handelt jetzt. „Es kann nicht sein, dass Eltern Angst haben, ihre Kinder alleine zur Schule zu schicken“, sagt Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU). Seit dem 1. März hat das Bezirksamt nun eine ausgeweitete Straßensozialarbeit durch die Fixpunkt gGmbH initiiert. Das Projekt, das aus Haushaltsmitteln des Neuköllner Bezirksamtes finanziert wird, soll sowohl den suchtkranken Menschen, als auch den Anwohnern helfen.
Der Plan
Nicola Blättner, Sprecherin vom Fixpunkt e.V., kennt das Problem am S- und U-Bahnhof Neukölln. „Im gesamten Bezirk Neukölln haben die Konsumorte im öffentlichen Raum und die damit oftmals verbundenen Anwohnerhinweise und Beschwerden deutlich zugenomen“, erläutert sie. Oft handele es sich bei diesen Suchtkranken um Menschen aus dem osteuropäischen Raum, so dass häufig neben der Suchtproblematik eine desolate soziale und gesundheitliche Versorgung bestehe: Krankenversicherung oder Bezüge zur Existenzsicherung würden oft ganz und gar fehlen. „Die Zahl dieser obdachlos lebenden Menschen hat in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen“, so Blättner.Die Streetworker von Fixpunkt werden nun in den kommenden Monaten versuchen, gezielte, aufsuchende sozialarbeiterische Drogenhilfe an diesen Brennpunkten anzubieten. Dazu sollen vor allem auf die Nutzung der im Bezirk vorhandenen Kontaktstelle hingewiesen werden, um dann mit Einrichtungen wie Confamilia und anderen Projekten und Trägern der Straßensozialarbeit gezielte Hilfe zur Wiedereingliederung anbieten zu können. Dafür soll ein Team mit einem Sozialarbeiter und einem pädagogischen Helfer mit Fremdsprachenkenntnissen für die Sprachen Polnisch und Russisch gezielt an den relevanten Orten unterwegs sein.
Mit Erfahrung
Fixpunkt betreibt bereits seit 2004 in Neukölln die Kontaktstelle „Treffpunkt Druckausgleich“ sowie seit 2010 einen Spritzenautomaten am S-Bahnhof Hermannstraße. Durch den direkten Kontakt zu den Bewohnern des Bezirks soll dazu auch das subjektive Sicherheitsempfinden und der Informationsstand unbeteiligter Bürger zum Gesundheitsschutz und zu drogenbezogenen Belastungen in der Öffentlichkeit gestärkt werden.
Stefan Bartylla, Bild:Fixpunt e.V.