Auflagen für die Nutzung der Boote an der Havel auf Eis gelegt.
Das war ein Schlag vor den Schiffsbug im vergangenen Jahr. Ein Schreiben des Bezirksamtes teilte den 300 Mitgliedern des Spandauer Yacht-Clubs mit, dass niemand mehr auf den Booten des Clubs übernachten, auf der Steganlage keine Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen installiert und auch auf den Booten kein Strom erzeugt werden darf. Außerdem dürfen die etwa 100 Boote nur von März bis November in der Steganlage liegen, die auf keinen Fall beleuchtet sein darf. Jetzt soll erstmal alles beim Alten bleiben.
Neuer Bescheid erwartet
„Wir sollen jetzt einen neuen Bescheid bekommen, aber wann das sein wird, ob in einer Woche oder einem Jahr, steht in den Sternen. Und was dann darin stehen wird, weiß zurzeit keiner“, sagt Jürgen Lucht, erster Vorsitzender des Yacht-Clubs erleichtert. Was war passiert? Ein Kladower Bürger hatte erfolgreich geklagt, weil ein Hausboot vor seinem Grundstück ihm die Sicht auf die Havel erschwerte. Kurz danach musste der Yacht-Club die Verlängerung der Nutzungsgenehmigung für seine Steganlage verlängern – das passiert turnusgemäß alle zehn Jahre. Aufgrund der Klage machte das Bezirksamt die Verlängerung von den beschriebenen Auflagen abhängig. Die Aufregung war riesig. Manche Wassersportler sahen bereits das Ende voraus. „Wer soll denn das kontrollieren. Zu uns kommen befreundete Segler aus dem Ausland, wenn die nicht mehr auf dem Boot schlafen dürfen, bleiben sie weg. Und ohne Licht auf dem Steg, das ist viel zu gefährlich“, sagte Jochen Lucht.
Keine Gefährdung
Die Anhänger des Wassersports liefen Sturm gegen die Einschränkungen. So sehr, dass Bezirksstadtrat Andreas Otti (AfD) seine Mitarbeiter und sich verteidigen musste. „Das Handeln des Umwelt- und Naturschutzamtes war ohne jegliche Beanstandung. Der Wassersport war zu keiner Zeit gefährdet“. Mehr als 500 Briefe und E-Mails gingen ein – einige Verfasser werden sogar strafrechtlich belangt. „Ich finde es furchtbar, wie ein solch an und für sich harmloser Vorgang von diversen Personen überdramatisiert wurde. Doch was mich besonders entsetzt hat, ist die Vehemenz und Aggression gegen einen einzelnen Mitarbeiter, der sich nichts zuschulden kommen ließ, sondern ausschließlich die gesetzlichen Vorgaben umsetzen wollte“, zeigte sich Anja Sorges, Leiterin des Umwelt- und Naturschutzamtes, betroffen.
Richtlinien überarbeiten
Nach einem gemeinsamen Gespräch mit den Yacht-Club-Mitgliedern will das Bezirksamt die Richtlinien jetzt überarbeiten. „Wie ein Kompromiss aussehen könnte, kann ich mir nicht vorstellen“, so Lucht. Aber bis dahin geht’s so weiter wie bisher.
Anke Walter, Bild: Mirko Schilbach (SpYC)