Testlauf auf der Frankfurter Allee: Eine Autospur fällt weg und darf nur noch von Fahrradfahrern genutzt werden.

Das wird ein goldener Herbst für Radfahrer in Lichtenberg: Dann rollen sie auf der Frankfurter Allee zwischen S-Bahnbrücke und Niederbarnimstraße stadtauswärts auf ihrem eigenen Radweg. Dafür entfällt eine der vier Fahrspuren für Autofahrer. In einem Modellversuch will der Senat testen, ob dadurch mehr Menschen ihr Auto stehen lassen und dafür auf Rad, Bahn oder Bus umsteigen. „Für Autofahrer ändert sich nichts. Die rechte Spur war zu den Stoßzeiten sowieso immer zugeparkt“, sagt Heinrich Strößenreuther von der Initiative „Volksentscheid Fahrrad“. „Vielleicht bringt der Radweg mehr Autofahrer dazu, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen.“ Dadurch könne die Stausituation bedeutend entschärft werden.

Verstärkte Kontrollen

Initiator des Modellversuchs auf dieser bedeutenden Verkehrsachse ist Staatssekretär Jens-Holger Kirchner (B‘90/Die Grünen). Eine von ihm angeregte Verkehrsuntersuchung zur Frankfurter Allee kam zu dem Ergebnis, dass ein Radweg auf diesem Streckenabschnitt sinnvoll sei. „Die Frankfurter Allee hat sich aufgrund des stark zugenommenen Radverkehrs für den Testbetrieb angeboten. Die Menschen nutzen hier nicht ihr Fahrrad, weil das angeordnet ist, sondern weil es inzwischen immer mehr zu einem wichtigen Bestandteil des innerstädtischen Mobilitätsverhaltens wird“, sagt Kirchner. Die Befürchtung, dass in Zukunft die in zweiter Reihe parkenden Autos noch mehr den fließenden Verkehr behindern könnten, weist Kirchner zurück. Er gehe davon aus, dass sich die Autofahrer an die Regeln halten werden. Außerdem sollen die Kontrollen des Ordnungsamtes auf dieser Strecke verstärkt werden.

Heftige Kritik

Von Autofahrern wird die neue Radspur hingegen heftig kritisiert. „Gerade für die Außenbezirke ist das eine Frechheit! Das ist Politik von oben herab“, schimpft der CDU-Abgeordnete Christian Gräff aus Marzahn-Hersdorf, dem die alternativen Mobilitätsangebote für Berufspendler aus seinem Bezirk, aus Lichtenberg und auch aus dem Brandenburger Umland nicht ausreichen. Um diese Pendler will sich Kirchner verstärkt kümmern. „Die Anordnung muss doch sein, die Mobilität in der Region neu zu sortieren. Es geht nicht um ein Mehr oder Weniger für Autofahrer, sondern um eine andere Verteilung“, so Kirchner, der grundlegende Verbesserungen beim Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs fordert: „Da sind wir im Kontakt zu entsprechenden Stellen bis nach Brandenburg. Um das ansteigende Verkehrsaufkommen besser verteilen zu können, muss auf bestimmten Strecken die Kapazität bei Bussen und Bahnen deutlich erhöht werden.“

Text & Bild: Stefan Bartylla