„Geldstrafer-Truppe“ der Bewährungshilfe möbelt Berliner Schulen auf.

Carl Orffs Streicher sind fertig: „Wer will fleißige Handwerker seh`n“ singt der Chor zur Feierstunde in der Aula der Schule gleichen Namens in der Schmargendorfer Berkaer Straße. Ein Dankeschön aus voll tönenden Grundschüler-Kehlen an „ihre Malerjungs“, die im Vorjahr sämtlichen Räumen und Fluren ein neues Outfit verpassten. Jetzt erstrahlt alles in frischen Cognac- und Kieselfarben. 1.400 Liter wurden in den 26 Klassenzimmern, Treppenhäusern und Fluren verstrichen. Neun Monate dauerte die Aktion. „Trotz des Schulbetriebs lief alles prima“, freut sich Schulleiterin Domenica Acri.

Arbeit statt Strafe

Dabei sind die Akteure keine Profis. Vielmehr gehören sie zur „Geldstrafer-Truppe“ des Straffälligen- und Bewährungshilfe Berlin e.V. (sbh) und arbeiten im Projekt „SchulRaumVerbesserung“ mit. Sie sind mehrmals erwischte Schwarzfahrer, fuhren ohne Führerschein, verursachten kleinere Delikte und wurden zu unterschiedlich hohen Geldstrafen verurteilt. Da sie diese in der Regel nicht zahlen können, haben sie die Wahl – entweder Knast oder gemeinnütziges Abarbeiten. „Keine Entscheidung zwischen Pest und Cholera“, sagt Thomas Junge vom sbh-Vorstand. „Wer wählt schon den Knast?“ So hat der seit 1827 existierende Verein mit seinem sozialen Engagement bereits viele Menschen vor Haftstrafen bewahrt. „Wir helfen den Gestrauchelten, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen“, so Junge. Bauleiter Gordon Borchert, der den Einsatz der ständig wechselnden Malertrupps koordiniert, ergänzt: Derzeit sind zwölf Mann in drei Schulen aktiv, beispielsweise in der Kronach-Grundschule Lichterfelde.

Kleine Entlastung

Neben diesem sozialen Effekt ist das Projekt ein Gewinn für alle Beteiligten: Die Vollzugsbehörden sparen den Tagessatz von rund 120 Euro pro Häftling, Schulen werden wieder zu hellen, attraktiven Lernorten. Zudem eine kleine Entlastung für das notleidende Berliner Schulsanierungsprogramm. Carsten Engelmann (CDU), Charlottenburgs stellvertretender Bezirksbürgermeister, ist hoch zufrieden über die erfolgreiche Kooperation mit dem sbh-Verein: „Seit 16 Jahren betreiben wir dieses Projekt. Seitdem wurden auf diese Weise 60 der 69 Schulen im Bezirk renoviert. In freundlichen Räumen lernt es sich besser, ein gutes Gefühl für Schüler und Lehrer. Aber auch unsere Bezirkskasse profitiert davon“, sagt er. Die kompletten Malerarbeiten in der Carl-Orff-Grundschule haben rund 120.000 Euro gekostet – mit professionellen Firmen wäre es deutlich teurer geworden.

Bild & Text: Jürgen Zweigert,