Wohnen: In Tempelhof-Schöneberg stiegen die Preise beim Wohnungskauf um über 20 Prozent.
Wohnen in Tempelhof-Schöneberg wird immer teurer. Das zeigt der aktuelle Wohnmarkt-Report von Berlin Hyp und der Beratungsgesellschaft CBRE. Besonders die Preise für Eigentumswohnungen schossen im vergangenen Jahr durch die Decke, der Bericht verzeichnet hier einen Anstieg um 21 Prozent im Vergleich zum Jahr 2015. Mit 3.119 Euro pro Quadratmeter sind Eigentumswohnungen im Bezirk damit inzwischen teurer als etwa in Steglitz-Zehlendorf.
Wenig Bauaktivitäten
Im gleichen Zeitraum stiegen die Mietpreise im Bezirk um 3,6 Prozent auf 8,81 Euro pro Quadratmeter. Der Anstieg ist damit vergleichsweise moderat, laut dem Wohnmarkt-Report sind die Mieten in Gesamt-Berlin um 5,6 Prozent gestiegen, die durchschnittliche Kaltmiete liegt jetzt bei neun Euro. Das Problem: Mit 1.031 geplanten Wohnungen bei verschiedenen Neubau-Projekten belegt Tempelhof-Schöneberg berlinweit einen der hinteren Plätze, nur in Steglitz-Zehlendorf (675 Wohnungen), Reinickendorf (643 Wohnungen) und Neukölln (571 Wohnungen) wird weniger gebaut. Zum Vergleich: Im sogenannten „Neubaugürtel“ im Süd-Westen Berlins entstehen in Mitte 6.671 Wohnungen, in Friedrichshain-Kreuzberg 3.929 Wohnungen, in Lichtenberg 8.027 Wohnungen und in Treptow-Köpenick 3.719 Wohnungen. Allein in diesen vier Bezirken sind zwei Drittel aller geplanten Wohnungen vorgesehen.
Mieterverein sieht Marktversagen
Das Jahr 2016 war das erste vollständige Jahr mit Mietpreisbremse und Milieuschutz. Diese Instrumente scheinen jedoch nicht zu wirken. Reiner Wild vom Berliner Mieterverein deutet die Ergebnisse des Reports als „schonungslose Darstellung des Marktversagens“. „Eine Wohnung mit fünf bis sechs Euro pro Quadratmeter nettokalt zu finden, ist zu einem Glücksspiel geworden. Der Wohnungsmarkt trägt immer mehr zur Spaltung der Gesellschaft bei, die Immobilieneigner werden reicher, die Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen ärmer“, sagt Wild. Er appelliert deshalb an den Senat, umgehend eine Bundesratsinitiative zur Verbesserung des Mieterschutzes zu starten, um die Bundesregierung unter Druck zu setzen. Seit 2005 wuchs die Bevölkerung Berlins um 270.000 Einwohner. Dieser Zuwachs bringt eine große Nachfrage am Wohnungsmarkt mit sich, an welcher sich die Mieten orientieren. Das heißt: Die Mieten steigen, dabei ist die Kaufkraft der Berliner im Vergleich zu anderen Großstädten noch immer deutlich geringer (Köln: plus 14,6 Prozent, Hamburg: plus 18,6 Prozent, Frankfurt: plus 23,7 Prozent, München: plus 42,5 Prozent).
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