Skat: Der „Sei Ruhig“-Wanderpokal wurde zum letzten Mal ausgetragen.

Mit seiner inzwischen 50-jährigen Geschichte ist der „Sei-Ruhig“-Wanderpokal das traditionsreichste Skatturnier Berlins. „Herz Dame“, „Schlappe 18“, „Immer Fidel“ und „Euro-Skater“ heißen die Clubs, die mit ihren Teams antreten, um den Cup oder einen der Sachpreise zu gewinnen. So auch beim Jubiläums-Turnier, der fünfzigsten und letzten Ausgabe, die Ende Januar im Vereinsheim „Am Buschkrug“ ausgetragen wurde.

Die Anfänge

„Zur Gründerrunde des Vereins im Jahr 1958 war ich noch nicht dabei – ich stieß erst ein Jahr später dazu“, erklärt Erhard Heise an diesem Sonntagmittag die Geschichte des Skatclubs „Sei ruhig“, der 1967 sein Pokalturnier ins Leben rief. In einer Kneipe in der Admiralsstraße hatte alles angefangen. Danach hatten die „Sei Ruhig“-Spieler ihr Stammlokal in der Traditions-Kneipe „Heidereiter“ nahe am Südstern gefunden. Es folgte die Kneipe zum „Standesamt“ in der Gräfestraße und schließlich das Vereinsheim des BFC Südring. „Da sind wir raus geflogen, weil wir keinen gemeinnützigen Status hatten“, schildert Heise einen Tiefpunkt in der Geschichte seines Skatclubs. Es folgte der Wechsel ins noch heute „amtliche“ Stammlokal „Zur Traube“ in der Neuköllner Donaustraße, Ecke Fuldastraße. Zur Zeit sind es zwölf Männer und eine Frau, die sich immer freitags um 19 Uhr hier treffen. „Neue Mitspieler sind immer herzlich willkommen. Eintritt gibt es bei uns nicht, wir spielen im eigenen Nichtraucherraum“, fasst Heise die wichtigsten Rahmenbedingungen für diese Skatabende zusammen.
Das Turnier. Genauso bewegt wie die Clubgeschichte ist auch die des Vereinspokals. Nur bei den ersten beiden Turnieren konnte Erhard Heise selbst noch mitspielen – danach war er mit der Organisation voll ausgelastet: Punktelisten, Preisvergabe, Schiedsrichteraufgaben. „Am Anfang gab es nur acht Mannschaften, später kamen regelmäßig mehrere hundert Teilnehmer. Seitdem haben wir auch unsere Familien in die Organisation mit eingespannt“, erklärt Rainer Pietsch, der Kassenwart des Clubs. Den größten Coup der Geschichte des „Sei Ruhig“-Pokals landete man im Jahr 1992, als in den Sälen des Sportforums Hohenschönhausen sage und schreibe 1972 Spieler um den Cup zockten. „Damals gab es als Hauptpreis einen Ford Fiesta zu gewinnen. Die Spieler kamen aus ganz Deutschland und viele Polen waren sogar mit Reisebussen extra zu diesem Turnier angereist“, schwelgt Erhard Heise in Erinnerungen.

Abenteuer Skat

Für den 78-jährigen Rentner war das Kartenspiel immer viel mehr als nur ein geselliges Hobby. „Skat ist keine Glückssache – gute Spieler liegen am Ende des Turniers auch mit einem schlechten Blatt immer vorn“, sinniert Heise, der mit dem deutschen Skatverband auch so manche unvergessliche Reise in seinem Leben absolviert hat. „Wir haben Skatabende mit der Bundeswehr in Afghanistan organisiert, ich habe auf der chinesischen Mauer Skat gekloppt und in Russland hatten wir sogar ein Schiff auf der Wolga für ein Turnier gechartert“, schildert er einige seiner Abenteuer. Mit dem „Sei ruhig“-Pokal soll nun nach der fünfzigsten Ausgabe Schluss sein. „Ich gehe jetzt stramm auf die achtzig zu und möchte mich zurück ziehen. In unserem Verein gibt es leider niemanden, der das Turnier weiterführen möchte“, erklärt Heise, dessen Freitagstermine in „Der Traube“ weiterhin zu seinem festen Wochenprogramm zählen werden, wie die alljährliche „Herrenpartie“ – die Reise zum befreundeten Bielefelder Skatclub und die große Weihnachtsfeier mit festlichem Essen mit Kind und Kegel.

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Gründung:
1958

Mitglieder:
13

Kontakt:
www.sei-ruhig.de
(030) 745 49 05

Wenn Sie auch Ihren Verein vorstellen möchten, schicken Sie bitte eine E-Mail an meinverein@berliner-abendblatt.com

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Autor und Bild: Stefan Bartylla