Bezirk plant mehr sichere Radwege auf Hauptstraßen.

Eine Straße, auf der die Radfahrer Vorrang haben, wird die Schönhauser Allee wohl nie, doch ändern muss sich was und das ganz schnell. „Nicht nur in der Rushhour kommen sich Radler, Fußgänger und Autos gefährlich nah. Der nur 1,50 Meter breite Radweg reicht längst nicht mehr“, sagt Roland Schröder, SPD-Fraktionschef in der Pankower BVV. Deshalb beschäftigen sich Senat und Bezirk intensiv mit der Realisierung einer extra breiten, durchgängigen Spur nur für Radler.

Komplett umgestaltet

Mehr Mobilität für Radfahrer – dafür gibt es in Pankow seit fast zehn Jahren das Konzept „Bicycle“. Tatsache ist, dass der Anteil der Radler am Verkehrsaufkommen in Berlin auf 13 Prozent geschätzt wird. In Pankow sind gar ein Fünftel aller Verkehrsteilnehmer per Rad unterwegs. „Darauf haben wir uns eingestellt und das Radwegenetz gezielt ausgebaut“, erläutert Schröder. Er verweist auf Kastanienallee und Pappelallee, die trotz vieler Widerstände, durchgängig Radspuren erhielten. Endlich Schluss mit dem gefährlichen Gewusel zwischen den Straßenbahnschienen. Und die Choriner Straße wurde von der Schönhauser Allee bis zur Gormannstraße in Mitte komplett zur Fahrradstraße umgestaltet – besonders viele Studenten nutzen sie.

Neben der Choriner- haben auch auf der Norweger Straße Radfahrer Vorfahrt. Doch nur zwei im ganzen Bezirk sind zu wenig. Deshalb drängen die Verordneten auf weitere Fahrrad-Highways – wie etwa auf der Stargarder- und der Gleimstraße, der Duncker- und der Kollwitzstraße. „Da es sich teilweise um Hauptstraßen handelt, muss der Senat die Umwandlung in Fahrradstraßen anordnen“, so Schröder. Grünes Licht gab es jetzt von dort für die Stargarder Straße, die dann zügig umgebaut werden könnte. Schwieriger ist es mit der Gleimstraße; sie muss zuvor aus dem Netz der übergeordneten Straßen ausgegliedert werden. Knackpunkte des Radwege-Ausbaus seien auch die großen Kreuzungen, wie die Greifswalder-/Danziger Straße. „Das läuft mir zu stockend, hier muss schneller für eine höhere Radler-Sicherheit gesorgt werden“, moniert Schröder mit Blick auf die Senatsverantwortung.

Das sieht auch Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner (B‘90/Die Grünen) so: „Wichtige Abschnitte eines durchgängigen Radwegenetzes fehlen noch, weil es an Kreuzungen stockt und ihr Umbau immer wieder verschoben wurde“, sagt er. Das habe für ihn obere Priorität. Das Geld sei da, im Frühjahr soll es endlich mit dem Umbau losgehen. Berlin investiert in bessere Radwege jährlich mehr als 50 Millionen Euro. Zusätzlich ist im Nachtrags-Haushalt ein Extra von zehn Millionen eingestellt. Auch Pankow profitiert von diesem Kuchen – doch wie viel, das ist derzeit ungewiss…

Stadtrat Vollrad Kuhn hofft für sein Team zunächst vorrangig auf die versprochene personelle Verstärlung in Form von zwei Stellen, um aktiver das Radverkehrskonzept umzusetzen. Ihm geht es wie Vorgänger Kirchner vor allem darum, stärker in Richtung „Flächengerechtigkeit“ im knapper werdenden Straßenraum zu wirken – zugunsten von Radlern und Fußgängern. Zum Thema „Verkehrswende vor Ort“ spricht Kuhn am Montag um 19 Uhr in der Kleinkunstbühne Florastraße 16 beim Grünen Stammtisch.

Jürgen Zweigert/Michael Hielscher, Bild: Arhciv/Michael Hielscher