Rund 21 Prozent der Schüler fehlen bis zu zehn Tage unentschuldigt.

Sie lungern lieber biertrinkend in Einkaufszentren und Spielhallen rum, oder hängen mit Kumpels vor dem Computer ab. Alles sei cooler, als die Schulbank zu drücken. Und die Zahl der Schulschwänzer in Berlin steigt dramatisch. Sie nennen die verschiedensten Motive: Angst vor Mobbing, mangelnde Unterstützung zu Hause, aber auch Resignation. „Ich habe sowieso keine Chance, am Ende bleibt mir ja doch nur Hartz IV.“ So wird aus der Jugend von heute in vielen Fällen die Generation Hoffnungslosigkeit.

Immer mehr Schwänzer

Deshalb wollte der SPD-Abgeordnete Joschka Langenbrink vom Senat wissen, wie viel Schüler in Berlin tatsächlich den Unterricht schwänzen. Die aktuelle Antwort der zuständigen Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie ist erschütternd: Im ersten Schulhalbjahr 2015/16 blieben 17,79 Prozent der Schüler von einem bis zu zehn Tagen und 1,56 Prozent bis zu 20 Tage unentschuldigt der Schule fern. Im zweiten Halbjahr stieg diese Zahl auf 20,84 Prozent (ein bis zehn Tage) und auf 2,32 Prozent (bis 20 Tage). Wenn ein Schulpflichtiger unentschuldigt fehlt, gibt es eine Reihe von rechtlich bindenden Maßnahmen: Die Schulen sind verpflichtet, dem Schulamt mit einer Schulversäumnisanzeige zu melden, wenn Schüler an fünf (nicht notwendigerweise aufeinanderfolgenden Tagen) in einem Halbjahr fehlen. Geht eine solche Anzeige ein, wird das Jugendamt und der schulpsychologische Dienst informiert. Gleichzeitig lädt die Schule die Erziehungsberechtigten zu einem Gespräch und das Schulamt zu einer Anhörung. Kommen die Eltern dieser Aufforderung nicht nach und ihr Kind erfüllt auch weiterhin nicht die Schulpflicht, liegt eine Ordnungswidrigkeit vor. Diese kann mit einem Bußgeld von bis zu 2.500 Euro geahndet werden. Die bezirklichen Schulbehörden haben außerdem die Möglichkeit, Zwangsgelder bis zu 50.000 Euro anzudrohen und festzusetzen. Auch die zwangsweise Zuführung der Schüler durch die Polizei ist möglich. In Spandau wurden im zweiten Halbjahr 2015/16 246 Schulversäumnisanzeigen gestellt, 26 Bußgeldverfahren eröffnet und sechs Schüler wurden von der Polizei zur Schule gebracht. „Wir haben in Spandau einen Schulsanierungsstau von 250 bis 300 Millionen Euro, den will der Senat in den nächsten zehn Jahren abbauen“, erklärt Gregor Kempert, Leiter des Schul- und Sportamtes. „Ich glaube, wenn Schülern eine Umgebung geboten wird, in der sie sich wohlfühlen, wird die Zahl der Schulschwänzer zurückgehen. Aber ich weiß natürlich, dass das nur ein Punkt ist und nicht alle Schüler ,eingefangen‘ werden können.“

Anke Walter, Bild: Thinkstock/iStock/Yalana