Ein kleines Pferd wird zum wichtigen Seelentherapeuten für todkranke Menschen im Diakonie-Hospiz Wannsee.

Da steht ein Pferd auf‘m Flur, ein echtes Pferd auf‘m Flur“. . . Im Diakonie-Hospiz Wannsee wird der Song-Text vom Waterkant-Duo Klaus & Klaus jeden Freitag Wirklichkeit. Dann schaut Pony-Dame „13“ zur Visite auf eine Schüssel Möhrchen vorbei und wird von ihrer Besitzerin Hinrika Höges am Zügel über die Gänge geführt.

Wöchentliche Besuche

Für die todkranken Menschen im Hospiz ist das kleine Pferd inzwischen zu einem wichtigen Therapeuten und Seelentröster geworden. Heinz E. freut sich die ganze Woche auf seinen Besuch. Zärtlich krault er die braune Mähne, schmiegt liebevoll seinen Kopf an den Hals von „13“. Zum Abschied streichelt der 88-Jährige noch einmal zärtlich über das Fell von Dr. Pony. „Jetzt geh zurück in deinen Stall und bete für mich“, sagt er und lächelt glücklich dabei. Seine Leidenschaft für Pferde hat er die vielen gemeinsamen Jahre immer mit seiner Frau Gudrun geteilt. Deshalb spendiert sie dem Hospiz die wöchentliche Tier-Therapie. „Wir haben uns beim Reiten kennengelernt. Und das ist das einzige, was ich noch für meinen Mann tun kann“, sagt sie. Und so spendet das Pony noch vielen anderen Menschen im Hospiz Trost.

Das Welsh-A-Pony ist nach Michael Endes „Jim Knopf und die Wilde 13“ benannt. Eine besondere Schulung war für die Hospiz-Besuche nicht nötig. Die Referenz der über 20 Jahre alten Stute liegt in ihrer Natur. „13 ist immer äußerst entspannt und sehr lieb zu Menschen – übrigens auch zu Kindern. Mit anderen Ponys könnten wir die Besuche sicherlich nicht machen“, sagt seine Besitzerin. Im Diakonie-Hospiz Wannsee hatte ursprünglich ein jüngerer Mann, der dort im Sterben lag, den Wunsch nach einem Pony-Besuch. Sein Zustand ließ einen Besuch auf dem Gestüt nicht mehr zu. „Dass wir ihm seinen letzten Wunsch nicht erfüllen konnten, ging mir lange nicht mehr aus dem Kopf“, sagt Hospiz-Geschäftsführerin Angelika Behm. Dann erfuhr sie, dass Hinrika Höges für ihr Pony 13 genau nach einer Aufgabe wie dieser suchte. 60 Euro kostet das Gastspiel im Hospiz, in dem es übrigens auch regelmäßig Hunde-Besuch gibt. Noch ermöglichen Gudrun E.s Spenden die Begegnungen der Hospiz-Gäste mit dem Pony. Damit 13 auch in Zukunft freitagnachmittags auf eine Schüssel Möhrchen im Diakonie-Hospiz Wannsee vorbeikommen und die Gäste und das Pflegeteam erfreuen kann, sind weitere Spenden nötig.

Daniel Seeger, Bild: Anja Nehls