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Tegel: Projektgesellschaft sucht versierten Generalplaner.

Während die wiedererstarkte FDP unverdrossen für die Offenhaltung von TXL trommelt, konzentriert sich die Tegel Project GmbH bereits konkret auf die Zeit danach: Demnächst soll ein Generalplaner mit der Nachnutzung des 500 Hektar großen Flughafengeländes beauftragt werden. Seitdem auch die neue Koalition im Roten Rathaus die Tegel-Schließung erneut unterstrich, bekommt der hier geplante Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien kräftigen Rückenwind. Die Beschlüsse hierzu seien rechtskräftig und unwiderruflich. Außerdem könnten mehr als 300.000 Menschen in Spandau, Reinickendorf und Pankow nach jahrzehntelanger Fluglärmqual endlich aufatmen. Und: Kein Gesellschafter wolle Tegel noch betreiben, sobald der BER startet.

Mit Frühwarnsystem

Das bedeutet grünes Licht für die „Urban Tech Republic“. „Der Masterplan steht seit 2013. Jetzt suchen wir ein Büro, das digitale Planungstechniken beherrscht. Dadurch geht das spätere Bauen dann viel schneller und kostensparender“, sagt Pilipp Bouteiller, Geschäftsführer der Tegel Project GmbH. Fachleute bezeichnen diese dreidimensionale Planung als „Gebäudedatenmodellierung“, Neuland für das öffentliche Bauen in Berlin. Dabei werden in allen Planungsphasen notwendige Änderungen automatisch abgeglichen und von der Lieferliste bis zur Ausführung aufeinander angepasst. Ein Frühwarnsystem, das auch Fehler rechtzeitig entdeckt.

Brücke statt Kreisel

Die typischen Bauten sollen erhalten und TXL auch ohne Jets als Flughafen erkennbar bleiben, doch seine Funktionen ändern sich radikal. In das markante Sechseck wird als Hauptnutzer die Beuth-Hochschule mit 2.500 Studenten einziehen, das daneben liegende heutige Terminal B soll ein Kongresszentrum werden. Der Tower, schon mal als Kletterturm geplant, ist jedoch noch ohne finales Konzept. Vorläufig soll er zunächst als Lounge dienen, in der sich Investoren und Besucher mit dem Projekt vertraut machen können. Erhalten bleiben soll auch die Straßenführung mit den Tegel-typischen Zufahrten. Nur der Brückenbau wird durch einen Kreisverkehr ersetzt. Es wird noch dauern, bevor die Visionen der Urban Tech Republic mit 800 Unternehmen, rund 18.000 Beschäftigten und 5.000 Wohnungen im Kurt-Schumacher-Quartier Gestalt bekommen. Das ganze Areal ist ein riesiges Experimentierfeld, auf dem Lösungen für künftiges Leben, Arbeiten und Wohnen erprobt werden – wie die autofreie Stadt oder eine klimaneutrale Energieversorgung. Ein durchaus mit Risiken behaftetes Experiment, aber mit guten Chancen – sobald TXL dicht ist.

Jürgen Zweigert, Bild: Gerhard Seyfried