Verkehrsberuhigung: Beim Projekt „Schönhauser Allee“ gehen die Meinungen weit auseinander.

Steffen Messedat wünscht sich ein attraktives Center-Umfeld, das allen gerecht wird. Doch der Inhaber vom „Spielzeugland“ in den Schönhauser Allee Arcaden, zur Eröffnung 1999 einer der ersten Mieter, ist auch ein begeisterter Autofahrer. Er findet es falsch, der „Schönhauser“ zugunsten der Radler eine Autospur zu nehmen. „Das wird ein Chaos“, prophezeit er. „Lieferverkehr, Straßenbahn, Räder, irgendwie dazwischen die Autos, wie soll das funktionieren?“

Weit auseinander

Die Meinungen über die Senatspläne zur fahrrad- und fußgängerfreundlichen Umgestaltung der Schönhauser Allee gehen weit auseinander. Einig ist man sich nur, dass etwas geschehen muss. Fußgänger, Räder, Autos kommen sich gefährlich nahe. Besonders chaotisch in Stoßzeiten. Senat und Bezirk wollen das ändern. Auf einem Workshop im vergangenen Jahr stellte das international renommierte dänische Architekturbüro Gehl erste Pläne vor. Dabei liegt der Fokus auf eine sich verändernde Mobilität im Stadtraum und demzufolge mehr auf Menschen, denn auf Fahrzeuge. Kernpunkt ist stadtauswärts eine komplette Spur allein für Radfahrer. Sicher die sinnvollste Variante. Eine weitere Idee ist der ersatzlose Wegfall der Parkplätze zwischen Stargarder und Wichert-Straße. Stattdessen sollen hier „mobile Stadtmöbel“ (sog. Parklets) oder schmale Grünflächen Ruhezonen schaffen. Die Besitzer anliegender Gaststätten und Cafés wird‘s freuen. Fraglich jedoch, ob dies auch für die Radler gilt, wenn ihnen neben den verträumt auf dem Radweg wandelnden Fußgängern auch noch die zu den „Parklets“ hastenden Kellner in die Quere kommen. Letztere Variante schließt die Aufhübschung des gesamten Center-Vorplatzes und breitere Überwege zur U-Bahn ein. „Natürlich unterstützen wir das Projekt für ein besseres Umfeld. Wir warten ab, was Bezirk und Senat konkret an uns herantragen“, versichert Centermanagerin Luisa Lorentz-Leder. „Sind die Kunden zufrieden, geht es auch unseren Mietern gut.“ In 90 Geschäften erwartet sie ein gut sortierter Branchenmix. Etwa 95 Prozent der Kundschaft käme zu Fuß, mit den „Öffentlichen“ oder per Rad, die meisten aus dem Kiez. „Sie sollen sich hier gern aufhalten und auch ihre Räder sicher verwahren können“, sagt sie. Deshalb sei geplant, im nächsten Jahr den düsteren Fahrrad-Stellplatz direkt am Center nutzerfreundlicher zu gestalten.

Politik entschlossen. Senat und Bezirk sind entschlossen, das Projekt durchzuziehen. Die Finanzierung sei gesichert, heißt es, sonst würde man es nicht vorantreiben. Anlieger und Gewerbetreibende seien eng in die Planungen einbezogen. Die Zukunft muss zeigen, ob es nun ohne Zögern und Zaudern losgeht.

Jürgen Zweigert