Urteil: Die Kudamm-Bühnen wehren sich gegen die Räumungsklage.

Gefeiert wird später, ist das Motto von Martin Woelffer. Der Kudamm-Bühnen-Chef verschob die Party um fast einen Monat. Die traditionsreichen Bühnen begingen ihren 95. Geburtstag am 8. Oktober im kleinen Kreis. Die Sause soll am 2. November sein, zeitgleich mit der Premiere des Stücks „Er ist wieder da“. Ein Titel wie ein Versprechen. Kämpferisch wie der Theaterbetreiber. Bei dem Fest nahm der Chef auch gleich die Gelegenheit wahr, sich bei seinem treuen Publikum, den Mitarbeitern und den Künstlern des Hauses zu bedanken. Dass die Bühnen jährlich die meisten Besucher aller Berliner Sprechtheater hat, ist für ihn Beweis, auf einem richtigen Weg zu sein. Ein Jubiläum, das auch Zeugnis eines langjährigen erfolgreichen Kampfes für die Kultur in den Wirren der Berliner Geschichte war und ist. Gegen die Schließung durch die Nazis, Beschädigung durch Kriegsbomben und den Bau des Kudamm-Karrees um beide Bühnen herum. Dass er hier den 100. Geburtstag seines Theaters feiern will, ist für Martin Woelffer beschlossene Sache.

Schulden gemacht

Doch so sicher scheint es nicht. Die gerichtliche Verhandlung fiel am 18. Oktober nicht im Sinne der Kudamm-Bühnen aus (das Berliner Abendblatt berichtete). Laut der Urteilsverkündung des Landgerichts Berlin über die Anzeige der Eigentümergesellschaft Mars Propco 1 S.a.r.l ist die Räumungsklage nun rechtskräftig. Das Theater und die Komödie am Kurfürstendamm müssen raus. Auch von den Bühnen zurückbehaltene Nebenkostenzahlungen in Höhe von inzwischen rund 600.000 Euro, zahlbar an den Eigentümer, stehen noch aus. Nach Worten von Kay Daniel Zareh, dem Sprecher des Projektentwicklers Cells Bauwelt GmbH, sollen die ersten Baumaßnahmen im Kudamm-Karree noch in diesem Jahr beginnen. Diese haben jedoch noch nichts mit den Kudamm-Bühnen zu tun. Erst im zweiten Bauabschnitt, dessen Beginn noch nicht festgelegt ist, könnte es ernst werden.

NIcht im Keller

Inzwischen hat der Bühnen-Rechtsanwalt Reiner Geulen angekündigt, in Revision zu gehen. Das gewährt bis zu eineinhalb Jahre Aufschub. Bis dahin möchte der Bauherr das Karree mit den Bau- und Sanierungsmaßnahmen neu beleben. Auch soll es weiterhin zukünftig einen Theaterbetrieb im Ku‘damm Karree geben. Angedacht ist dabei eine neue Bühne mit 670 Plätzen im Keller, die mehrfach verwendbar auch als Kino oder Konferenzraum wäre. Auch wenn der Publikumssaal architektonisch an den bisherigen Theaterraum erinnern soll, lehnte Martin Woellfer stets die Kellerlage ab und gibt zudem zu bedenken, dass man in einer Mehrzweckhalle kein Theater machen könne. Auf die Frage, ob die Kudamm-Bühnen inzwischen weiterhin als Mieter in Frage kämen, gab Cells Bauwelt GmbH keine Antwort.

Christina Praus, Bild: Christina Praus