Wilhelminenhofstraße: Außendarstellung soll besser werden.

Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Doch wenn sich die Wilhelminenhofstraße zu einer lebendigen Einkaufs- und Flaniermeile mausern soll, müssen Händler und Gastronomen gemeinsam anpacken. Das sagen viele, die sich mit der Entwicklung im Kiez befassen oder daran teilhaben. Zum Beispiel Susanna Reumschüssel vom Industriesalon Schöneweide. Dort fand kürzlich eine Diskussionsveranstaltung zu dem Thema statt. Reumschüssel engagiert sich in der Initiative Netzwerk Wilhelminenhofstraße, einem Bündnis von Gewerbetreibenden, Künstlern und Kreativen. Das neue Burgerrestaurant und die wachsende Zahl an hippen Cafés, die sich vor allem an die 9.000 Studenten der HTW richten, wertet sie als Zeichen des Aufbruchs, doch der überwiegende Teil der Magistrale biete noch immer ein eher tristes Angebot. Ulrike Zeidler vom Stadtentwicklungsamt spricht vom „Nagelstudio-Syndrom“. Von rund 200 Gewerbeeinheiten in dem Quartier stehen elf Prozent leer.

Rennstrecke geplant

Auf dem Weg zu mehr Vielfalt und Aufenthaltsqualität entlang der Wilhelminenhofstraße setzen beide auch auf einen besseren und öffentlichkeitswirksamen Auftritt nach außen. Dafür plant die Initiative eine besondere Aktion: Zur Erinnerung an die Gründung der Autofabrik im Peter-Behrens-Bau vor 100 Jahren soll sich die Meile bei einem Fest am 1. Oktober 2017 in eine Rennstrecke verwandeln. Mit Geschäften, die sich als Boxenstopp inszenieren. „Viele Gewerbetreibende arbeiten sieben Tage die Woche und bis zu 14 Stunden täglich, trotzdem möchten wir sie dafür ins Boot holen“, sagt Reumschüssel. „Von dem Fest soll die ganze Straße etwas haben.“ Nach dem Vorbild der Werbegemeinschaft Friedrichshagen plant die Gruppe zudem ein Pendant in Oberschöneweide. Das nächste Treffen ist am 2. November um 19 Uhr in der Espressobar Lalü (Wilhelminenhofstraße 53). Neben einer Gewerbestruktur, die bis heute vom sozialen Niedergang des Kiezes in den 90er-Jahren gezeichnet ist, leidet die Wilhelminenhofstraße zudem unter der hohen Verkehrsbelastung, gerade an der Kreuzung zur Edisonstraße. Zeidler hofft auf Entlastung durch die neue Spreebrücke, die im Norden des Ortsteils errichtet wird. Trotz all der Hemmnisse glaubt Christof Deitmar, IHK-Experte für Infrastruktur und Stadtentwicklung, an den Weg, den Reumschüssel mit den anderen Akteuren gehen will: „Um den gewerblichen Aufschwung weiter zu festigen, braucht es ein gemeinsames Profil zur Außenkommunikation. Hierzu ist es hilfreich, wenn die bestehenden Managementstrukturen verstetigt werden. Auf Landesebene sollte es ein Konzept für die Industrie- und Gewerbestandorte Berlins geben, in dem die nächsten Schritte für Schöneweide klar definiert sind.“

Nils Michaelis, Bild: imago/Bernd Friedel