Wahlfolgen: Rechtspopulisten stellen einen von fünf Stadtratsposten.
Reinickendorf gehört zu den sieben Bezirken, in denen die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) nach der Wahl vom 18. September Anspruch auf einen Stadtratsposten hat Der Parteivorstand nominierte dafür einstimmig den 47-jährigen freiberuflichen IT-Berater Sebastian Maack (Bild), der im Wahlkreis 6 zehn Prozent der Wählerstimmen errang. Der zunächst ebenfalls favorisierte Vorstandssprecher Rolf Wiedenhaupt, Schuhhändler in Reinickendorf, war nach negativer Presse zur Wahl gar nicht
mehr angetreten.
Aus CDU ausgetreten
Sebastian Maack war 30 Jahre Mitglied der CDU. Aus Ärger über deren – aus seiner Sicht – zunehmende „Sozialdemokratisierung“ wechselte er vor zwei Jahren zur AfD. Linke Plattformen bezeichnen ihn als „rechtsoffen“ und begründen dies vor allem mit seiner aktiven Mitgliedschaft in den Landsmannschaften „Thuringia Berlin“ und „Baltia Rostock“ – schlagende Verbindungen, deren Nähe zum rechten Rand offenkundig ist. Maack wehrt die Kritik ab und verweist darauf, dass die Mitglieder der Burschenschaften ein „breites bürgerliches Spektrum“ repräsentierten. Überhaupt wolle er nicht daran gemessen werden, sondern an seiner Arbeit als Stadtrat. „Ich trete das Amt an, das mir die Bezirksverordneten zuweisen“, sagt er. Dazu wird es wohl kommen, wenn am 27. Oktober die Bezirke ihre Parlamente wählen. Die AfD errang acht der 55 BVV-Sitze und ist nach CDU (21) und SPD (13) drittstärkste Fraktion. Danach stehen der CDU drei Stadtratsposten zu, je einen erhalten SPD und AfD. Zwar befindet sich die CDU trotz Wahleinbußen immer noch in einer komfortablen Position – doch ohne Zählgemeinschaft bringt sie keine Mehrheit zustande.
Eine Zählgemeinschaft mit der AfD lehnen alle Parteien ab. Was den Umgang mit den Rechtspopulisten betrifft, müsse man die Wahl akzeptieren, heißt es allgemein. Man werde sie sich aber sehr genau ansehen, so CDU-Kreischef Frank Steffel. Für ihn ist Sebastian Maack „kein AfD-Kandidat, bei dem man schon beim ersten Blick sagt: Der geht gar nicht“.
Jürgen Zweigert, Bild: Privat