Natur: In Wäldern um Berlin wurden erste Rudel gesichtet.

Jahrhunderten umgibt den Wolf der Mythos der blutrünstigen und herdenreißenden Bestie. Viele Jahre galt er in unseren Regionen nahezu als ausgestorben. Aber jetzt kehrt der Urvater des Haushundes wieder in unsere Wälder zurück. Allein in den letzten zwei Jahren stieg die Anzahl der nachgewiesenen Rudel in Deutschland von 34 auf 69. Geschätzte 120 Tiere haben sich in Brandenburg und rund um Berlin angesiedelt. Müssen die Berliner jetzt Angst haben vor dem großen bösen Wolf?

Scheue Wölfe

„Nein“, sagt Sven Kühlmann, Mitarbeiter vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin. „Die Tiere meiden Menschen und ziehen sich in der Regel zurück.“ Und wenn ich mit meinem Hund im Wald unterwegs bin und plötzlich steht ein Wolf vor mir? Sven Kühlmann:„Solche Begegnungen sind zwar äußerst selten. Sollte es doch passieren, ist Lärm das beste Mittel um die scheuen Wölfe zu vertreiben.“ Gerade um diese Jahreszeit seien manchmal Gruppen von halbstarken Wölfen unterwegs, die Hunde als ähnliche Artgenossen zwar wahrnehmen, aber nicht angreifen. Wölfe sind Raubtiere, ihre Beute sind auch Schafe, Kühe und Kälber der Brandenburger Bauern. Betroffene Besitzer von gerissenen Nutztieren erhalten einen finanziellen Ausgleich. In Berlin gibt es noch kein Wolfsmanagement, aber es sei in Vorbereitung, so Sven Kühlmann. „Eine norwegische Studie hat gezeigt, dass seit 1951 in ganz Europa nur neun Menschen durch Wölfe umkamen. Davon hatten fünf Tiere Tollwut und vier wurden angefüttert und hatten so ihre natürliche Scheu verloren. Deutschland ist seit 2009 tollwutfrei“, sagt der Experte. Wer sich für Wolfe engagieren will, kann beim NABU – Naturschutz Deutschland Wolfspate oder ehrenamtlicher Wolfsbotschafter werden.

Anke Walter