Kiez Stadtbad Oderberger feierlich eröffnet, öffentliches Anbaden am 17. Oktober.

Fast schien es, als nehme das Herrscherpaar vom Balkon herab Huldigungen entgegen. Doch es war umgekehrt: Die Unternehmer-Gatten Barbara und Hans-Dieter Jaeschke dankten allen, die sie auf dem langen, manchmal erschöpfenden Weg bis zur Wiedereröffnung des historischen Stadtbades Oderberger Straße nicht nur begleitet, sondern unterstützt haben.

Neuer Glanz

Am Ende zählt das Ergebnis: Die 1899 erbaute „Volksbadeanstalt“ erstrahlt in neuem Glanz. Das Becken türkis gefliest, umrahmt vom hohen Deckengewölbe und einer Galerie, ist wieder mit Badewasser gefüllt. 30 Jahre stand es leer, nachdem das Bad baufällig geworden war und die DDR eine Sanierung vor der Wende nicht mehr vollendet hatte. Mehrfach wechselte die Immobilie danach den Besitzer, wurde hin und wieder als Party-Location genutzt. Der Bezirk war schließlich heilfroh, als sich die Jaeschkes 2011 entschlossen, den maroden Bau zu retten, um daraus ein Hotel mit originellem wie originalem Schwimmbad zu machen und den Campus des privaten GLS Sprachen Zentrums Berlins zu komplettieren. Fünf Jahre und 18 Millionen privat investierte Euro später freute sich Barbara Jaeschke, dass Sie eine Wette gegen den damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit gewonnen habe. Denn obwohl die Sanierung des denkmalgeschützten Bades drei Jahre länger als erhofft dauerte, sei es doch eher fertig geworden als der Flughafen BER. Anlass für Baustadt Jens-Holger Kirchner (Grüne) zu mutmaßen: „Manchmal ist es gut, nicht zu wissen, welche Schwierigkeiten auf einen zukommen.“ Er erinnerte an „legendäre, lange Sitzungen“, als es um Bauanträge ging. Zwischendurch habe es auch mal Wochen absoluter Funkstille zwischen Investoren und Bezirksamt gegeben. Schließlich aber rauften sich alle Beteiligten doch zusammen, und Barbara Jeaschke lobte: „Wir haben immer eine Lösung gefunden und sind heute wahnsinnig stolz!“

Sechs Euro Eintritt

Unter den geladenen Gästen beim festlichem Empfang waren Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Berlins einstiger Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen sowie zahlreiche Bezirks- und Kielprominenz. Wo zur Eröffnung noch Tänzer künstlerisch im kühlen Nass abtauchten, können auch Galas, Konzerte, Partys, Hochzeiten, Parteitage oder Fotoshootings stattfinden. Um die kathedralenartige Halle als Eventlocation zu nutzen, kann der 1,45 Meter tiefe Beckenboden hochgefahren werden. Das Wasser entweicht zuvor durch Luken in ein zweites Becken unter dem Boden. Ab 17. Oktober ist das Stadtbad an fünf Tagen pro Woche für jeden geöffnet. Das Vergnügen kostet sechs Euro
für zwei Stunden.

Michael Hielscher, Bild: Michael Hielscher