Plänterwald: Nach der Wende verfiel der Publikumsmagnet.

Es ist Frühjahr 1997 und den Leser des „Berliner Abendblattes“ strahlen zwei gut gelaunte, bunt geschminkte Gesichter an: „Spreepark Berlin im Plänterwald – Saisoneröffnung 8. März, 9 Uhr“ steht in großen Lettern in der Anzeige, die im Ressort „Reisemarkt“ abgedruckt ist und kündigt „Entertainment nonstop“ bis zum Herbst desselben Jahres an. Eine Zuckerwatte knabbernde Dame macht Lust auf das kulinarische Angebot, und ein drei Mark-Wertcoupon soll Kunden zu den „über 25 Fahrattraktionen“ locken.

Verschärfte Bedingungen

Heute wirkt das fast 20 Jahre alte Inserat aus der Zeit gefallen. 2001 musste der Spreepark seine Pforten schließen. Aus der Ferne erinnert heute ein Riesenrad an glorreiche Zeiten. Doch ein großer Zaun hindert Spaziergänger im anliegenden Treptower Park daran, das Gelände zu betreten, auf dem die Natur verfallene Fahrgeschäfte zurückerobert. Seit dort 2014 ein Feuer gelegt wurde, wurden die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verschärft. In diesem Jahr hat die landeseigene Grün Berlin das Gelände übernommen. Seitdem werden dort wieder Führungen angeboten. Zu entdecken gibt es einiges. 1969 wurde der Park als „VEB Kulturpark Berlin“ im Plänterwald eröffnet. Als einziger ständiger Vergnügungspark der DDR zog er bis zu 1,7 Millionen Besucher im Jahr an, die besonders in den Sommerferien das etwa durch Musik- und Tanzveranstaltungen abgerundete Angebot des riesigen Rummelplatzes nutzten. Nach der Wende blieben die Besucher aus. Die Anlage verfiel mehr und mehr. Schon Anfang der 90er-Jahre berichtete diese Zeitung über Vorschläge, wie die Anlage wieder auf die Beine kommen soll. 1991 übernimmt die Spreepark GmbH des Schaustellers Norbert Witte das Areal. In jene Zeit fällt auch die Anzeige im Berliner Abendblatt. Witte gestaltete den Park stark nach westlichem Vorbild um. Ende der 1990er-Jahre geriet aber auch der neue Park in Schwierigkeiten. 2001 kam das besagte Ende.

Seit diesem Jahr wachsen die Hoffnungen auf einen Neuanfang. Dem Senat schwebt vor, auf dem Gelände Kunst- und Kulturprojekte anzusiedeln. Das Riesenrad soll sich wieder drehen. Für kommendes Frühjahr hat die Grün Berlin einen Masterplan angekündigt. Im Sommer startete ein Bürgerdialog, um Ideen und Wünsche aufzunehmen.

Philip Aubreville, Bild: Nils Michaelis