Flüchtlinge bauen Klettergarten-Spielplatz und sagen damit „Danke, Berlin!“.

Khalil Sharaf greift an diesem Spätsommertag mit den anderen Männern zur Schaufel – symbolischer Auftakt für ein ganz besonderes Projekt im Märkischen Viertel: Auf dem Gelände der Apostel-Petrus-Gemeinde entsteht ein Klettergarten für alle Kids im Kiez. „Ein Dankeschön an Berlin für die freundliche Aufnahme und dass wir hier ein neues Zuhause gefunden haben“, sagt der 29-jährige Rechtsanwalt, mit Frau und zwei Kindern aus Syrien geflohen. Gemeinsam mit 20 weiteren Flüchtlingen verschiedener Nationalitäten wird er in den nächsten zwei, drei Wochen am Wilhelmsruher Damm 159 einen Niedrig- und Hochseilgarten bauen.

Endlich Arbeit!

Die 21 jungen Männer aus dem Marie-Schlei-Haus in Wittenau brennen darauf, die Pläne für den Spielplatz umzusetzen. „Endlich ein bisschen Arbeit, endlich raus aus der Unterkunft, endlich die Chance, mehr Menschen, vielleicht auch potenzielle Arbeitgeber, kennen zu lernen. Schön wär‘s, wenn hieraus etwas Größeres wird“, hoffen sie. Dieses Projekt bringt alle zusammen, die über Flüchtlingsschicksale entscheiden: Politik, Wirtschaft, Kirchen, soziale Bereiche. Angeschoben haben es Oliver Rabitsch, Reinickendorfs Integrationsbeauftragter; Thomas Maier vom Diakonischen Werk und Ute Strelow von der Apostel-Petrus-Gemeinde. Sie nennen es „Zwischen Himmel und Erde“ – was sowohl den Klettergarten als auch die Situation der Flüchtlinge meint. „Integration beginnt mit Kennenlernen und macht aus Fremden Nachbarn“, sagt Rabitsch. Ute Strelow ergänzt: „Wir wollen einen Impuls gegen Fremdenhass setzen und den Männern die Chance geben, mit Unternehmen in Kontakt zu kommen.“

Ausgeschlossen ist das nicht, denn neben der Gesobau und dem Netzwerk „Willkommen In Reinickendorf“ sind etliche Firmen Partner des Projekts. Sponsoren zudem, die schnell und unbürokratisch Mittel und Material zusagten – die Berliner Seilfabrik GmbH, die Firmen Theodor Bergmann GmbH und Schmitt + Sohn Aufzüge GmbH, die Märkische Rohrleitungs- und Anlagenbau GmbH. „Klar wollen wir Flüchtlinge als Azubis einstellen“, sagt Uwe Borkenhagen von Schmitt + Sohn. „Doch Residenzpflicht und eine elend langwierige Amtsbürokratie verhinderten das bisher.“ Die anderen Firmenchefs bestätigen das. Doch sie wollen weiter beim Bundesamt für Flüchtlinge anklopfen. Vielleicht eine Chance für Khalil Sharaf und die anderen, in den Arbeitsmarkt hineinzukommen.

Möglicher Anfang

Das wünschte sich auch Reinickendorfs Sozialstadtrat Uwe Brockhausen (SPD); Arbeit und eigener Broterwerb seien wichtig für die Geflüchteten. „Dieses Projekt kann dafür ein Anfang sein. Eine wirklich tolle Aktion und ein starkes Signal für ein gutes Miteinander“, findet er.

Jürgen Zweigert, Bild: Patricia Schichl