Tegel Center: Großinvestor Harald Huth investiert mehr als 200 Millionen Euro in die Modernisierung.
Unruhe in der Gorkistraße: Der jahrelange Leerstand des Hertie-Kaufhauses zieht die ganze Einkaufsmeile runter; auch die nahen Borsighallen locken Kunden weg. Fast im Monatsrhythmus wechseln die Händler, viele Läden stehen leer. Wer durchhält, profitiert auch von der alten Markthalle, die hier noch den meisten Zulauf hat. Nun will ein Großinvestor zwei Drittel der Gorkistraße modernisieren und die erste privat gemanagte Fußgängerzone Berlins schaffen. Händler wie Anwohner sind besorgt und fragen: Was geschieht mit der Markhalle, mit ihren 50 Händlern und 200 Arbeitsplätzen?
Umstrittene Aktion
Tim-Christopher Zeelen, CDU-Mann im Abgeordnetenhaus, startete jetzt mit weiteren Mitstreitern die Aktion „Tegel kämpft um seine Markthalle“. „Sie ist ein wichtiges Stück Heimat und wichtiger Ankermieter für den Einzelhandel. Viele kaufen hier seit Jahrzehnten ein, man trifft sich und pflegt lebendige Nachbarschaft. Unvorstellbar, dass die Halle verschwindet“, sagt er. Harald Huth, Chef der bauausführenden HGHI Holding GmbH, versteht die Aufregung nicht und findet die Aktion nicht hilfreich. „Seit 30 Jahren ist hier nichts passiert und nun soll in wenigen Monaten alles perfekt sein“, moniert er. „Wir stehen zu unserem Projekt und wollen eine schöne Fußgängerzone mit einem attraktiven Händlermix bauen. Das lässt sich nicht übers Knie brechen.“ Mit seinem Partner, der Maruhn Real Estate Investment (MREI) GmbH, will er Tegel Center und ehemaliges Hertie-Kaufhaus
umbauen und erweitern.
Zentrales Element
Mehr als 200 Millionen Euro sollen in das Projekt fließen. Im nächsten Frühjahr geht’s los, Ende 2019 soll dann alles fertig sein. Und was die Markthalle betrifft: „Sie ist zentrales Element der Kaufkultur in Tegel. Das wollen wir erhalten. Während der Bauphase wird sie provisorisch an einen anderen Standort verlegt. Danach wird es wieder eine Markthalle geben“, stellt Huth klar. „Wir sind mit den Händlern im Gespräch; es gibt bereits langfristig gesicherte Verträge.“
Der Bezirk ist froh, endlich solvente Investoren für das Tegel Center gefunden zu haben. „Besonders freut mich, dass Karstadt gewonnen werden konnte. Wir haben lange warten müssen auf ein Warenhaus mit Vollsortiment“, sagt Wirtschafts-Bezirksrat Uwe Brockhausen (SPD). Nachdrücklich fordert er den Erhalt der Markthalle: „Zwar sichert der Investor dies grundsätzlich zu. Doch es gibt noch Unsicherheiten und wir haben allen Grund, intensiv dranzubleiben“, meint er. Dies gelte ebenso für die Vertragsverhandlungen mit den Händlern in Markthalle und Passage. „Die Mietpreise müssen so gestaltet sein, dass sie ihre Geschäfte fortführen können“, fordert Brockhausen. „Wir brauchen hier Vielfalt und ein Sortiment, das sich von anderen Einkaufsstätten abhebt und es ergänzt.“ Er ist optimistisch, dass die Investoren die Potenziale des Standortes nutzen und seine Attraktivität erhöhen werden.
Jürgen Zweigert, Bild: Simulation Tegel Center: HGHI Holding GmbH