Botanik: Der Steglitzer Imkerverein will an der Schloßstraße bald seinen eigenen Bio-Honig produzieren.

Das sind ja süße Ausssichten: Auf dem Steglitzer Finanzamt summen bald ein paar flotte Bienen rum. Im nächsten Frühjahr will der Imkerverein auf dem Flachdach der Behörde zwei bis drei fleißige Völker ansiedeln und seinen eigenen Honig produzieren „Der Standort in der Schloßstraße ist perfekt für unsere Zwecke. Die Lage direkt neben dem Botanischen Garten, mit seiner Vielzahl von Blüten, ist für die Bienen ein wahres Schlemmer-Paradies“, sagt Eberhard Spohd vom Imkerverein Steglitz. Jetzt müssen nur noch ein paar Fragen zur Gebäudestatik und zum Dachzugang geklärt werden, dann steht dem Projekt nichts mehr im Weg.

Prominente Standorte

Dabei gibt es in Steglitz-Zehlendorf schon jetzt manche schwarz-gelbe summende Wohngemeinschaft auf Gebäudedächern. Zwar würden die meisten der knapp 300 Vereinsmitglieder ihre Bienen an klassischen Standorten wie Gärten oder am eigenen Haus halten, sagt Spohd. Mit einer Schule, einem Einkaufszentrum oder dem Musikinstrumentenmuseum am Kulturforum verfügen einige Vereinsmitglieder aber bereits über prominente Standorte in luftiger Höhe. Sogar auf dem Dach des Schlosspark-Theaters wird feinster Honig produziert. „Bienen auf dem Dach sind oft dem Platzmangel geschuldet. Einen geeigneten Standort für die Völker zu finden, ist nicht einfach, vor allem wenn man keinen eigenen Garten oder Zugang zu einer Grünfläche hat“, so Spohd.

Grüne Vielfalt

Wichtig sei in jedem Fall die Nähe von Grünflächen wie Parks oder Wäldern, wie sie zum Beispiel auch beim Finanzamt durch die Nachbarschaft zum Botanischen Garten gegeben ist. Aber auch sonst sei gerade der Südwesten Berlins durch die Vielfalt der Straßenbäume besonders für Bienen geeignet. Spohd: „Kastanie, Robinie oder Linde locken sogar Berufsimker aus dem Umland zur Blüte nach Berlin. Im ländlichen Brandenburg finden die Bienen wegen der landwirtschaftlichen Monokulturen kaum noch genug Nahrung.“ Entsprechend empfehlenswert sei auch der Honig, den die Bienen in Steglitz produzieren. „Steglitzer Honig hat nichts mit dem industriellen Produkt zu tun, das im Supermarkt verkauft wird, er kommt direkt vom Imker. Der Geschmack unterscheidet sich je nach Zeitpunkt der Ernte und dem Standort und ist jedes Jahr ein wenig anders“, erklärt Spohd. Das wird auch beim Honig der Finanzamt-Bienen der Fall sein. Über den möglichen Vertrieb des süßen Nektars kann Spohd noch nichts sagen. „Ich bin mir aber sicher, dass der Gewinn daraus leider nicht zu spürbaren steuerlichen Entlastungen führen wird“, sagt der Hobby-Imker augenzwinkernd.

Philip Aubreville, Bild: SDTB / Foto: T. Zugaro