Stadtplanung: Der Bau von 200 Wohnungen auf Innenhöfen in der Ilsestraße sind vorerst gestoppt.

200 Wohnungen wollte die HOWOGE im Rahmen einer sogenannten Nachverdichtung auf Innenhöfen in der Karlshorster Ilsestraße bauen. Dies will der Bezirk jetzt erst einmal mit einem Bebauungsplan verhindern. In dem Papier soll die Sicherung von Freiräumen und eine Beschränkung der Bebauung festgeschrieben werden. „Die Wohnqualität zu verschlechtern, um neuen Wohnraum zu schaffen, kann und darf nicht die Lösung der Wohnungsbaupolitik sein. Wenn wir anfangen, bislang unerschlossene Innenhöfe von Wohnquartieren zu bebauen, dann verlieren wir zu Recht das Vertrauen der Menschen“, sagt der zuständige Stadtrat Wilfried Nünthel (CDU).

Neue Töne

Für die Opposition im Bezirksparlament weicht Nünthel damit von seiner bisherigen Praxis ab. „Noch vor einem Monat sahen SPD und CDU keine Notwendigkeit, Bauanträge für Innenhöfe in geordnete Bahnen zu lenken. Umso erfreulicher ist es, dass zumindest die CDU nun umschwenkt“, so die Bezirksverordnete Christian Petermann (Linke). Verwundert ist aber nicht nur Petermann, sondern auch die für das Bauprojekt verantwortliche Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE. „Die Entscheidung des Bezirksamtes hat uns überrascht, da wir im bisherigen Abstimmungsprozess mit dem Bezirk von anderen planungsrechtlichen Grundlagen ausgehen konnten“, sagt HOWOGE-Sprecherin Sabine Pentrop. Dem Ausschuss für Ökologische Stadtentwicklung sei eine Machbarkeitsstudie präsentiert worden, woraufhin dieser das Projekt als genehmigungsfähig eingestuft hätte.

Zwei Meinungen

Wesentlich weiter sind die Pläne der HOWOGE allerdings noch nicht fortgeschritten. Pentrop verweist auf andere Projekte des Unternehmens, die typischerweise einen hohen Anteil von, meist barrierearmen, Ein- und Zwei-Raum-Wohnungen beinhalten würden. In der Ilsestraße war zudem eine Kita geplant. „Die Nachverdichtung bebaubarer Flächen in Innenhöfen von Siedlungen ist eine geeignete und auch notwendige Maßnahme, um dem akuten Mangel an bezahlbarem Wohnraum zu begegnen“, erwidert Pentrop auf die Einwände des Bezirksamtes. Der fragliche Baugrund an der Ilsestraße, der sich bereits im Eigentum der HOWOGE befindet, hätte dabei großzügig bemessene Abstandsflächen ebenso ermöglicht wie den Bau von barrierefreien kleineren und familienfreundlichen Wohnungen. Für Wilfried Nünthel besteht dagegen gerade keine Notwendigkeit für die Nachverdichtung. „Im Bereichsentwicklungsplan Wohnen werden Baupotentiale für mindestens 12.000 Wohnungen in Lichtenberg ausgewiesen, an geeigneten Flächen mangelt es also nicht“, so der Stadtrat.

Philip Aubreville, Bild: Stefan Bartylla