Stadtplanung: Um die Situation in Oberschöneweide zu entschärfen, fordern Politiker klare Konzepte noch vor dem Bau einer Spreebrücke.

Jeden Tag das gleiche Bild in Oberschöneweide: Blechlawinen stauen sich in Siemens- und Edisonstraße, Laster donnern durch den Kiez. Mit einer neuen Brücke soll die Situation jetzt entschärft werden, doch vielen im Bezirk reicht das nicht: Sie fordern schon im Vorfeld ein Konzept gegen den drohenden Verkehrskollaps.

Tödlicher Unfall

Der Bezirksverordnete Lars Düsterhöft (SPD) schlägt Alarm. Kinder in den neu errichteten Kitas würden unter dem hohem Lärmaufkommen leiden, Grundschüler müssten stark frequentierte Straßen überqueren. „Dabei kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen“, sagt der Politiker. Erst kürzlich sei ein Fahrradfahrer bei einem Unfall tödlich verunglückt. Jetzt hofft der Senat, die Probleme mit einer Spreebrücke in den Griff zu kriegen. Sie soll die stark befahrenen Routen entlasten und könnte schon 2017 eröffnet werden. „Damit dies aber auch wirklich klappt, müssen bei der Fertigstellung der Brücke auch sofort Maßnahmen ergriffen werden, welche das Durchfahren der Wohngebiete unattraktiv macht“, sagt Düsterhöft. Derzeit stehe die Senatsverwaltung auf dem Standpunkt, dass die Brücke erst einmal eröffnet und die Situation sich entwickeln soll. „Das halte ich für fahrlässig. So wird die Chance vertan, tausende Anwohner vom extremen Verkehrslärm zu befreien und für Verkehrssicherheit zu sorgen“, so der Bezirksverordnete.

Anwohner einbeziehen

Im Bezirksparlament stellte er deshalb erfolgreich den Antrag für ein Verkehrskonzept. Das Bezirksamt solle sich dafür einsetzen, dass ein solches Konzept „erarbeitet und mit den Bürgern diskutiert wird, welches die Herausnahme des Durchgangsverkehrs aus Ober- und Niederschöneweide zum Ziel hat“. Insbesondere der Rückbau der behelfsmäßigen Stubenrauchbrücke solle geprüft werden. Insgesamt hält sich der Antrag allerdings mit konkreten Vorschlägen zurück, denn als Experten sollen die Menschen aus Oberschöneweide einbezogen werden. „Sie wissen am besten, wie der Verkehr in Zukunft gestaltet werden muss, damit der Kiez entlastet wird. Ich erwarte, dass die Senatsverwaltung einen ersten Entwurf für das Verkehrskonzept vorlegt und dieses in Bürgerversammlungen beraten wird“, sagt Düsterhöft. Ein solcher Entwurf sei selbst unter Mitwirkung externer Planer eine preiswerte Investition. Düsterhöft: „Selbst dann sind die Kosten nichts im Vergleich zu den wirtschaftlichen und gesundheitlichen Folgen, welche die derzeitige Situation mit sich bringt.“ Den Anwohnern könne es keinen Tag länger als nötig zugemutet werden, in diesen überlasteten Straßen zu leben.

Philip Aubreville, Bild: imago/Jürgen Ritter