Geschichte: Potsdams Parks im DDR-Grenzgebiet: Von Zerstörung und Heilung erzählt eine
Sonderausstellung im Schloss Sacrow.
Die preußischen Schlösser und Gärten entlang der Havel sind UNESCO-Weltkulturerbe und zudem eine wunderschöne Landschaft, die heutzutage zu einem der führenden Touristenmagneten in Brandenburg zählt. Im Jahr 2015 zog es 1,72 Millionen Besucher in Potsdams Schlösser. Hier halten sich Besucher gerne auf, spazieren am Wasser entlang und träumen von hochherrschaftlichen Zeiten hinter alten Gemäuern und auf gepflegt angelegten Gartenwegen. Doch Preußens Arkadien wurde nach dem 13. August 1961 zu einem der Schauplätze des Kalten Krieges. Hier verlief die deutsch-deutsche Grenze: Mauer, Grenzzäune und Todesstreifen zerstörten über 30 Hektar einer einzigartigen Kulturlandschaft. So wurde der von den Gartenkünstlern im 19. Jahrhundert angelegte romantische Uferweg nach dem Mauerbau zum Patrouillenweg der DDR-Grenztruppen. Von Zerstörung und Heilung einer einzigartigen Kulturlandschaft erzählt die aktuelle Sonderausstellung „Gärtner führen keine Kriege – Preußens Arkadien hinter Stacheldraht“ im Schloss Sacrow.
Abriss und Zerfall
Die grandiose Idee des berühmten Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné, Sichtachsen zu berücksichtigen, die den Blick auf die benachbarten Schlösser Pfaueninsel, Glienecke und Babelsberg freiließen, wurde im Kalten Krieg pervertiert. Denn auch die Grenzer wollten „Sichten“. Allerdings in anderem Sinne: Es ging ihnen um „freies Sicht- und Schussfeld“, um Fluchten zu verhindern. Dazu wurden einst kunstvoll geschwungene Wege und Hügel rücksichtslos mit Planierraupen weggebaggert, Parkarchitekturen abgerissen und große Flächen mit Pflanzengift verwüstet.
Aufwendige Restaurierung
Der fast 30 Jahre andauernden Zerstörung dieses weiträumigen Gesamtkunstwerkes folgte die Heilung, die aufwendige Restaurierung der Gärten nach dem Fall der Mauer. „Das war Zerstörung von Kunst. Als ob man in ein Rembrandt-Gemälde mit einem Messer reingeschlitzt hätte. Und nun galt es das zu reparieren. Es hat mich tief bewegt, dass ich dabei helfen durfte“, sagt der damalige Leiter des Parkes Babelberg, Karl Eisbein.
Die multimediale Ausstellung des Kurators Jens Arndt wird auf über 400 Quadratmetern im Schloss Sacrow gezeigt. Im Mittelpunkt stehen die Erlebnisse der Gärtner während der Zeit der Zerstörung im Kalten Krieg und der Heilung nach 1989. Marianne Birthler ist die Schirmherrin der Ausstellung: „Der Ausstellungsort Sacrow könnte nicht besser gewählt sein. Der zur Grenzzeit extrem malträtierte Lenné Park ist heute wieder in seiner atemberaubenden Schönheit erlebbar. Für die Besucher wird das nicht nur das Erlebnis einer sehr spannenden Ausstellung, sondern auch ein Ausflug in die Traumwelt des Preußischen Arkadiens.“
Begleitprogramm
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[acc_item title=“Lichtachsen reloaded“]
13. August, 21 Uhr, Open-Air-Vorplatz der Heilandskirche: Lichtinstallation „Lichtachsen reloaded“ von Rainer Gottemeier. Die ehemalige Grenzlinie wird mit Licht nachgestellt. Eintritt frei.
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[acc_item title=“Licht und Symphonie“]
14. August, 21 Uhr, Open-Air-Vorplatz der Heilandskirche: Begleitend zur Lichtinstallation von Rainer Gottemeier werden die Berliner Musiker von „The 42 music“ ihre Symphonie/Improvisation „Garten-Grenze-Garten“ aufführen. Eintritt frei.
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[acc_item title=“Führung durch den Park“]
21. August, 15 Uhr, Treffpunkt vor dem Schloss-Eingang: „Park Sacrow – Grenze/Zollhunde/Heilung“ – Führung mit Gartendenkmalpfleger Gerd Schurig.
Anmeldung unter: karten@ars-sacrow.de
[acc_item title=“Kuratorenführung“]
27. August, 15 Uhr, Foyer im Schloss Sacrow: Kurator Jens Arndt gibt Einblicke in die Gestaltung, erklärt die inhaltliche Ausrichtung von „Gärtner führen keine Kriege“ und erzählt Geschichten hinter den Geschichten der Ausstellung.
Anmeldung unter: karten@ars-sacrow.de
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Die Ausstellung läuft bis zum 13. November, freitags bis montags zwischen 11 und 18 Uhr. Der Eintritt liegt bei neun, ermäßigt sechs Euro.
Weitere Informationen erhalten Sie unter:
www.gaertner-fuehren-keine-kriege.de
red., Bild: SPSG, SPSG/Peter Rohn