Perspektive: Kommunales Bildungswerk e.V. macht aus dem Kreiskulturhaus ein offenes Kultur-, Bürger- und Bildungszentrum.

Es ist ein Ärgernis seit vielen Jahren: Das „Peter Edel“ an der Berliner Allee gammelt und bröckelt vor sich hin. Tausende Berliner fahren täglich hier vorbei, verfolgen live die traurige Geschichte des einst legendären Kulturhauses am Weißen See. Besucher gibt es seit 2007 nicht mehr, Ratten sind heute die einzigen Gäste. Pläne für das „Peter Edel“ gab es mehr als genug. Domizil für eine Schauspielschule sollte es werden, ein Investor wollte ein Museum für „Murks-Produkte“ einrichten. Alles scheiterte schließlich an aufwändigen, kostspieligen Denkmalschutz- und Sanierungsauflagen. Niemand hatte das Geld dafür. Der Bezirk hoffte auf Fördertöpfe, aber Weißensee war abgehängt. Prenzlauer Berg und Pankow schnappten sich die Brocken.

Voll im Plan

Doch jetzt ist die Chance greifbar nahe, dass aus dem Schandfleck endlich ein Schmuckstück wird: Der gemeinnützige Träger „Kommunales Bildungswerk e.V.“ (KBW) übernimmt das Gebäude. Der Erbbaurechtsvertrag mit dem Bezirksamt Pankow soll in wenigen Wochen unterschrieben werden. „Wir sind uns einig und liegen voll im Plan“, freut sich KBW-Geschäftsführer Dr. Andreas Urbich. „Der Vertrag läuft 40 Jahre. Die Kostenschätzung liegt bei rund 5,2 Millionen Euro. Finanziert wird aus Eigenmitteln und Bankkrediten.“ Auch die Bezirksstadträtin für Jugend und Facility Management, Christine Keil (Die Linke), ist zufrieden, endlich einen solventen Partner mit klaren Ansagen zu Finanzierung und Nutzung gefunden zu haben. Sie bestätigt den Erfolg: „Das KBW übernimmt die üblichen Rechte und Pflichten eines Erbbauberechtigten. Seine Pläne sind Bestandteil des Vertrages. Bis Anfang September bringen wir ein konkretes Nutzungskonzept ein. Ein tolles Projekt, das an einem attraktiven Ort wieder mehr Kultur nach Weißensee bringt“, sagt sie zuversichtlich.

Ursprüngliche Gestalt

Der Plan steht: Ein offenes Kultur-, Bürger- und Bildungszentrum bringt quirliges Leben in das Gebäude, das hier 1885 von der Brauerei Sternecker als Restaurant und Ballsaal errichtet wurde. Der störende Anbau von 1970 wird abgerissen, die historische Bausubstanz der beiden Säle denkmalgerecht saniert. „Die ursprüngliche Gestalt wird weitgehend wieder hergestellt“, versichert Dr. Urbich. „Es entstehen 25 Räume für Seminare und Tagungen sowie für soziokulturelle Zwecke externer Interessenten. Der große Ballsaal wird ein Ort kultureller Events.“ Das KBW will einen Bürgerbeirat gründen, der die Wünsche besonders der Weißenseer in die Programmplanungen einbringen soll. „Der alte Glanz ist in Sicht. Wenn alles planmäßig läuft, wollen wir 2019 eröffnen“, sagt Dr. Urbich. Übrigens: Zum Tag des offenen Denkmals am 10. September haben Interessierte die Chance, das Kulturhaus zu besichtigen und mit den künftigen Betreibern ins Gespräch zu kommen.

Jürgen Zweigert, Bild: imago/Jürgen Ritter