Wissenschaft: Ein Tüftler-Team will bis Ende nächsten Jahres ein eigenes Fahrzeug ins All schießen.

Seit knapp zehn Jahren läuft er wieder, der Wettlauf ums Weltall. Und für ein Preisgeld von 20 Millionen Dollar, den der Internet-Gigant Google 2007 ausgelobt hat, will auch ein Mahlsdorfer Team das Fahrzeug bauen, das auf dem Mond 500 Meter zurücklegen und Bilder an die Erde´ senden kann. Und das Tüftler-Team hat mit seinem Projekt ganz gute Chancen.

Ende 2017 läuft das Preisausschreiben aus, doch in Mahlsdorf bewahren die Techniker trotz tickender Uhr einen kühlen Kopf. „Richtig nervös sind wir erst, wenn die Rakete startet“, sagt Mechatroniker Christian Feichtinger von den „Part Time Scientists“ („Teilzeit-Wissenschaftlern“). Überhaupt wolle man die Raumfahrtmission möglichst nachhaltig gestalten und ziele nicht nur auf das Preisgeld ab. Denn nur für einen kurzfristigen Erfolg haben die Entwickler schon zu viel investiert. „Part Time Scientists“-Chef Robert Böhme begann das Projekt 2009 mit Freunden. Aus privaten Mitteln kratzte die Gruppe die Teilnahmegebühr für den Wettbewerb zusammen und machte den Namen zum Programm: Nach Feierabend grübelten die Hobbyforscher etwa über die Frage nach, wie man eine Masse am besten aus der Erdumlaufbahn befördert. „Vor allem die Familien mussten darunter leiden“, berichtet Christian Feichtinger über die damalige Zeit. Inzwischen hat sich die Situation jedoch gewandelt: Für die beiden maßgeblichen Vorhaben – die Entwicklung eines Mondfahrzeuges („Moon Rover“) und eines Transportmoduls – konnten die Hobbyforscher namhafte Partner gewinnen, so dass mancher Mitarbeiter nun zum hauptamtlichen Wissenschaftler mutiert ist. Automobil-Hersteller Audi ist beispielsweise maßgeblich am Fahrzeug beteiligt und auch andere technische Unternehmen und Universitäten steuern Know-How bei. „Für viele Hersteller ist es natürlich spannender, ihre Bauteile in einem Mondfahrzeug auszutesten, als sie in einer gewöhnlichen Maschine auf der Erde zu verbauen“, meint Feichtinger. Das rege Interesse an der Weltraumforschung beschert den „Part Time Scientists“ dabei weitere Mittel, um ihr kühnes Vorhaben zu verwirklichen. Weil ihr Modul bis zu 100 Kilogramm ins Weltall transportieren kann, der „Moon-Rover“ und sein Ersatzfahrzeug zusammen aber nur gut 70 Kilogramm auf die Waage bringen, können sich die Mahlsdorfer als portopflichtiger Post-Service ins Weltall anbieten. Selbst die US-Weltraumbehörde NASA hat schon Interesse gezeigt. Wenn die „Part Time Scientists“ im kommenden Jahr beim Rennen um den Mond tatsächlich die schnellsten sein sollten – trotz der Bescheidenheit der Berliner rechnen viele Experten ihnen gute Chancen aus – soll das Preisgeld in weitere Missionen investiert werden.

Philipp Aubreville, Bild: ALINA Graphics