Freizeit: Beim „Kiez-Kultur-Sommer“ bietet der Künstler Christian Awe einen Workshop an.

50 Liter Farbe, 900 Sprühdosen, 450 Meter Papier und 5.000 Meter Klebeband – unter rekordverdächtigem Materialverbrauch schuf der Künstler Christian Awe vor vier Jahren ein unglaubliches 500 Quadratmeter großes Wandgemälde an einem Plattenbau in der Frankfurter Allee. Das Mega-Projekt war der Startschuss von „Lichtenberg Open Art“ (LOA). Wenn die Initiative, mit der die Wohnungsbaugesellschaft Howoge kreative Impulse im Bezirk fördern möchte, in diesem Jahr wieder einen „Kiez-Kultur-Sommer“ veranstaltet, schließt sich der Kreis: Denn dann bietet Awe wieder einmal einen Malworkshop für die Künstler von morgen an.

Bunter Dialog

Noch bis Ende Juli gibt es im Rahmen des „Kiez-Kultur-Sommers“ ein buntes, kostenloses Mitmach-Programm rund um die Notunterkunft für geflüchtete Menschen in der ehemaligen Stasi-Zentrale in der Ruschestraße. Alte und neue Bewohner des Kiezes sollen durch gemeinsam erlebte Kunst in Dialog treten und einander kennenlernen, hoffen die Veranstalter. Vom Zentrum der Initiative ist es nur einen Steinwurf bis zur Frankfurter Allee 192, wo Christian Awe einst sein monumentales Werk an die Wand brachte. Damals nahm der Lichtenberger Künstler mit seiner abstrakten Malerei direkten Bezug auf die Vergangenheit des geschichtsträchtigen Ortes. Mit seinem diesjährigen Workshop wendet sich Awe dagegen eher der Zukunft zu. „Die Idee ist, dass die Menschen nicht nur bei uns aufgenommen, sondern dass sie in die Nachbarschaft integriert und Freundschaften geschlossen werden“, erläutert der 38-Jährige. Im Rahmen des „Kiez-Kultur-Sommers“ wolle er dazu einen Teil beitragen. Die Teilnehmer des Workshops könnten sich dabei „auf experimentelles Malen und auf eine Sinneserweiterung in ein „Wir“-Gefühl“ freuen, kündigt Awe an. Der gebürtige Berliner zog einst als Graffiti-Sprayer um die Häuser und auch heute spielen Sprühdosen bei seiner bunten, expressiven Kunst noch eine große Rolle – ebenso wie bei seinen Workshops.

Gute Resonanz

Dort kam die Arbeit mit typischen Graffiti-Utensilien bisher gut an. „Vergleichbare Aktionen wurden von allen Beteiligten immer begeistert aufgenommen, völlig unabhängig davon, ob sie Vorkenntnisse hatten oder nicht. Kunst und Kultur verbinden die Menschen auf einer non-verbalen Ebene“, sagt Awe, der unter anderem in New York, Bagdad oder dem russischen Perm künstlerische Erfahrungen sammeln konnte. Diese Verbindung, unabhängig von Herkunft und Religion, mache für ihn auch die Faszination von Kunst und Kultur aus.

Es geht also um mehr als bunte Bilder, wenn Christian Awe in diesem Sommer wieder einmal ganz unmittelbare Einblicke in sein künstlerisches Schaffen gibt. Am 5. Juli geht es los für Kinder und Jugendliche beim Malworkshop mit dem international erfolgreichen Künstler Christian Awe, bei dem der Kreativität freien Lauf gelassen werden darf. Ab 14 Uhr wird es bunt auf der Rasenfläche vor der Ruschestraße 104.

Weitere Informationen erhalten Sie unter:
www.loa-berlin.de

Philip Aubreville, Bild: HOWOGE