Recycling: Senat droht Betreibern des Dualen Systems.

Viele Anwohner in Treptow-Köpenick, Lichtenberg-Hohenschönhausen und Marzahn-Hellersdorf warten sehnlichst darauf, dass die Altglastonne wieder in den Innenhöfen ihrer Mietshäuser aufgestellt werden. Anfang 2014 war ein Großteil in einem Modellversuch entfernt worden – alternativ sollten Bewohner die vorhandenen Altglas-Iglus auf öffentlichem Grund nutzen. „Die Sortierungs-Qualität war im Vergleich zu den Sammlungen in den Iglu-Tonnen wesentlich schlechter gewesen. Eine hohe Farbreinheit in der Sortierung ist jedoch für die Wiederverwendung dringend notwendig“, erklärt Norbert Völl vom Dualen System Deutschland, unter dessen Dach die Entsorgerfirmen organisiert sind. Auch die Kosten für die Abtransporte der Glasmassen konnte mit diesem sogenannten Bringe-System wohl wirtschaftlicher gestaltet werden.

Comeback gefährdet

Nach Ansicht der Berliner Politik ist dieser Versuch aus anderen Gründen inzwischen klar gescheitert. „Die Umstellung hat zu einem Absinken der Glassammelmenge um rund 20 Prozent geführt“, so der Senat. Jede fünfte Altglasflasche wanderte demnach direkt in den Hausmüll, statt ins Altglas. Das Abgeordnetenhaus reagierte prompt und beschloss im Frühjahr 2014 einstimmig den Aufruf zur Rückkehr zum alten System. Das Comeback der Hoftonnen ist dennoch stark gefährdet, geht es nach den Ansichten der im grünen Punkt organisierten Firmen. In den aktuellen Ausschreibungen für die Jahre 2017 bis 2019 halten die nämlich an dieser vom Senat und Bürgern kritisierten Praxis fest. Juristisch ist die Vertragslage eindeutig: Der Senat kann die Systembetreiber nicht auf ein bestimmtes Modell festlegen. Jetzt spitzt sich der Streit zwischen Senat und Entsorgern weiter zu. Obwohl das Duale System Deutschland verpflichtet ist, pro Jahr und Bürger 1,72 Euro Nebenentgelt für die Reinigung der Standorte von Altglas-Iglus zu zahlen, hat die Gesellschaft jetzt diesen Betrag auf 52 Cent eigenmächtig gekürzt. „Es gibt nur 1.500 Standorte für die Altglas-Iglus in Berlin. Viel zu wenig“, so Völl. Statt der deutschlandweit üblichen 600 Einwohner, die jeweils einen Iglu-Standort nutzen, würden die Container in Berlin von jeweils rund 2.400 Menschen beansprucht. Weniger Standorte ergäben dann auch weniger Kosten. Eine Rechnung, die der Senat so nicht hinnehmen will. Umweltstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) kündigt Konsequenzen an: „Ich habe meine Verwaltung angewiesen, den Widerruf der Systemfeststellung der acht Systeme vorzubereiten.“ Damit könnte dem Verbund die Berechtigung entzogen werden, die Sammlung und die Verwertung von Verpackungen in Berlin durchzuführen.

Stefan Bartylla, Bild: imago/Hoch Zwei/Angerer