75.000 Schüler mehr bis 2024.
Es wird eng in Berlins Schulen: In den nächsten neun Jahren werden die Schülerzahlen um 25 Prozent steigen. Allein in Tempelhof-Schöneberg müssen im kommenden Schuljahr voraussichtlich 1.000 Schüler mehr untergebracht werden als bisher geplant. Die Senatsverwaltung will jetzt den Schulbau in der Hauptstadt beschleunigen.
Schulen sind voll
„Weil insbesondere unsere Integrierten Sekundarschulen auch für Kinder anderer Bezirke attraktiv sind, haben wir mittlerweile Probleme, wohnortnahe Schulplätze zu ermöglichen“, sagt Martina Zander-Rade, schulpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bezirksparlament. Laut Hans-Jürgen Heusel, Bezirksleiter der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), waren Grundschulen bis auf den letzten Raum ausgenutzt. Auch Schulstadträtin Jutta Kaddatz (CDU) kann vom Platzmangel berichten. Im ganzen Bezirk seien an den Oberschulen noch drei Plätze frei, wobei der Wechsel mancher Schüler auf Privatschulen die Situation etwas entspannen könnte. An der Paul-Simmel-Grundschule greift man dagegen schon zu handfesteren Maßnahmen: Im Sommer 2017 soll dort ein Container als Gebäudeergänzung aufgestellt werden; weitere Standorte werden geprüft. Mit diesem Anstieg der Schülerzahlen hat kaum jemand gerechnet. „Die Entwicklung war in dieser Dynamik nicht abzusehen“, sagt Beate Stoffers, Sprecherin der Senatsverwaltung für Schule angesichts von prognostizierten 75.000 zusätzlichen Schülern bis 2024. In Tempelhof-Schöneberg kalkulierte der Senat für das Schuljahr 2022/23 im vergangenen Jahr noch mit 27.120 Schülern; die aktuelle Prognose liegt schon bei 31.070.
Große Planungszeiträume
Bei den momentanen Arbeitsabläufen dürfte dieser Anstieg schwer zu bewältigen sein – acht bis neun Jahre vergehen im Idealfall zwischen der Feststellung eines Bedarfs und der Inbetriebnahme eines Schulgebäudes. Ein solcher Planungszeitraum sei „ein Skandal für sich“, meint Gewerkschafter Heusel und auch bei der Senatsverwaltung sieht man das Problem: „In Zeiten der wachsenden Stadt Berlin sowie hoher Veränderungsdynamik in den Schulregionen müssen Schulräume erheblich schneller zur Verfügung stehen“, sagt Beate Stoffers. In einem Modellprojekt sollen nun die Planungszeiten verkürzt und Schulen schneller gebaut werden. Vorbilder sind Hamburg und München. „Um unter Berücksichtigung der Berliner Bedingungen eine Beschleunigung der Schulbaumaßnahmen zu erreichen, sollen bis zu zwölf Schulbauprojekte im Rahmen des geplanten Modellprojekts zusammengefasst und realisiert werden“, erklärt Stoffers. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) will dafür im Etat vorgesehene Maßnahmen prüfen. Eine Arbeitsgruppe soll bald starten.
Titelfoto: Die Spreewalt-Grundschule in Schöneberg.
Philip Aubreville / Bild: imago/Schöning