Sechs Bezirksprojekte vom Projektfonds Kulturelle Bildung gefördert.

Das Theater aus der Jugendstrafanstalt Plötzensee lässt Odysseus auf einem Schulhof spielen. Seit Mai 2015 verwirklicht „aufBruch“ kulturelle Projekte in Berliner Justizvollzugsanstalten und wird dafür nun vom Projektfonds Kulturelle Bildung gefördert.

Ein Sohn erfindet einen Helden-Vater, um sich selbst und allen zu beweisen, dass sein abwesender Vater lebt und „dass man mit Schlauheit oft weiter kommt als mit körperlicher Überlegenheit“. Der Vater heißt Odysseus und der Ort der Geschichte ist ein Schulhof. Gezeigt wird es auf der Bühne in der Plötzenseer Jugendstrafanstalt in Charlottenburg-Nord; der Sohn heißt hier Gerald, Bilal, Pawel oder Karsten. Es geht um Fragen wie „Wer ist dieser abwesende Vater? Kommt er zurück? Und was macht einen Helden aus?“ Viele der Gefangen sind selbst Väter. Das Berliner Theaterprojekt „aufBruch“ ermutigt sie, sich den Fragen zu stellen. Auch in Schreibwerkstätten und anderen Workshops. Seit Mai 2015 verwirklicht „aufBruch“ kulturelle Projekte in Berliner Justizvollzugsanstalten und wird dafür weiterhin durch das Land Berlin unterstützt – eines der bewährten „Projekte mit einer strukturbildenden und mehrjährigen Konzeption“.

Hohe Qualität

Insgesamt neun verschiedene Vorhaben mit „stadtweiter Wirkung“ wurden vor wenigen Tagen vom Beirat des Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung zur Förderung empfohlen. Vorausgesetzt, dass diese in mindestens sechs Berliner Bezirken stattfinden und sich durch „hohe künstlerische Qualität“ auszeichnen. Mit insgesamt 770.000 Euro werden sie nun für ein Jahr gefördert. Sieben der neun Projekte widmen sich dabei Kooperationen mit Geflüchteten, sechs davon auch in Charlottenburg-Wilmersdorf.

Kompetenz fördern

Dazu zählen die „Berlin Mondiale“, ein Projekt des Rates für die Künste Berlin, bei dem unter anderem die Berliner Festspiele, die Universität der Künste und das Flüchtlingsheim am Kaiserdamm zusammenarbeiten. Aber auch „Trickmisch“, ein mobiles Sprachlabor, das an Berliner Schulen unterwegs ist und Sprachkompetenz fördert. Oder das „KinderKünsteMobil“, das mit Flüchtlingskindern und ihren Familien Kultur-
einrichtungen besucht, um „aktiv am kulturellen Leben in Berlin teilzunehmen“.

Erste Worte

Eines der kleineren und bis zu den Sommerferien vom Bezirk geförderten Projekte ist „1000 erste Wörter“: Deutsche Lieder, gesungen mit den Kindern des Flüchtlingsheims in der Eschenallee. Zusammen mit Musikpädagogen aus der Jungen Staatsoper lernen die Fünf- bis Zehnjährigen in der nahe gelegenen Musikschule Westend damit „die ersten 1000 Wörter des neuen Wortschatzes“. „Bruder Jakob“ ist eines der ersten sechs Lieder. Wenn das Projekt nicht weiter gefördert wird, „sind wir bereit, es mit eigenen Mitteln weiterzuführen“, sagt Rainer O. Brinkmann, Leiter
der Jungen Staatsoper aus dem Haus der Staatsoper. Spenden sind willkommen.

Christina Praus / Bilder: Thomas Aurin