Flüchtlingsunterkünfte erhitzen Gemüter.

Droht in Altglienicke die nächste Hasswelle gegen Geflüchtete? Der Ortsteil bekommt weniger Flüchtlingsunterkünfte als geplant, doch das scheint einige Anwohner nicht zu beeindrucken. Sie haben eine Bürgerinitiative gegründet.

In Altglienicke macht sich Unruhe breit. Ende Februar war durchgesickert, dass der Senat dort vier Standorte für neue Flüchtlingsunterkünfte im Blick hat. Davon sind nach Gesprächen zwischen Bezirk und Senat nur zwei übriggeblieben. Das scheint einigen Anwohnern nicht zu genügen. Sie rufen für kommenden Montag zu einer Kundgebung auf.

Cabuwazi bleibt

CR_LVS_TR_18_Titel_S3Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird. Diese Parole gibt die Senatsverwaltung für Finanzen aus, wenn dieser Tage die Sprache auf Flüchtlingsunterkünfte in Altglienicke kommt. Derzeit ist ein sogenanntes tempohome an der Molchstraße geplant. Auf dem Grundstück, wo sich derzeit der Kinderzirkus Cabuwazi und der Kinderbauernhof Waslala befinden, sollen Wohncontainer für bis zu 500 Bewohner errichtet werden. „Cabuwazi und Waslala können bleiben, wo sie sind, ihr Betrieb wird nicht eingeschränkt“, versichert Senatssprecher Jens Metzger. Die CDU-Abgeordnete Katrin Vogel hat angekündigt, sich an der Demonstration gegen die neuen Standorte für Flüchtlingsunterkünfte in Altglienicke, insbesondere an der Molchstraße, zu beteiligen. „Viel zu viele Menschen sollen in Altglienicke unterkommen, und das ausgerechnet in der Nachbarschaft des ohnehin schwierigen Kosmos-Viertels“, sagt sie. Außerdem hätten viele Bewohner des Ortsteils die Informationspolitik des Senats kritisiert. Als Alternative schlägt Vogel das Wista-Gelände in Adlershof vor. Dort sei mehr Platz. Eine örtliche Bürgerinitiative fordert, die Menschen gleichmäßig im Bezirk zu verteilen. Eine parlamentarische Anfrage Vogels vom März hatte allerdings ergeben, dass acht Prozent der Flüchtlinge in Treptow-Köpenick in Altglienicke untergekommen sind. Der höchste Anteil entfällt auf Köpenick (27 Prozent). Im Bereich Hassoweg/Nelkenweg war ursprünglich eine Mobile Unterkunft für ebenfalls rund 500 Menschen geplant. Mittlerweile ist laut Bezirksamt von Neubauwohnungen für diese Menschen die Rede. An der Ecke Schönefelder Chaussee/Wegedornstraße plant zudem das Wohnungsunternehmen degewo ein integratives Wohnprojekt, das etwa 166 Flüchtlinge mit Bleiberecht beherbergen soll. Auch eine Kita ist geplant. Damit soll die Integration der Zuwanderer unterstützt werden. Auch dieses Projekt findet bei Vogel wenig Anklang. Sie befürchtet, dass ein neuer sozialer Brennpunkt entstehen könnte. Im restlichen Bezirksgebiet sind neue Unterkünfte in der Rummelsburger Landstraße, in der Fürstenwalder Allee, am Müggelseedamm sowie im Bereich Späthstraße/Chris-Gueffroy-Straße vorgesehen.

Schleppende Informationen

Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) zeigte Verständnis für die Verärgerung der Anwohner und den „schleppenden Informationen“ seitens des Senates. „Es ist aber auch im gesamtbezirklichen Interesse, dass die Sporthallen wieder für den Sport zur Verfügung stehen und Flüchtlinge in menschenwürdige Unterkünfte ziehen“, so Igel. Das Bezirksamt werde kurz vor der Eröffnung eine oder mehrere Informationsveranstaltungen zur Flüchtlingsunterkunft an der Molchstraße durchführen.

Nils Michaelis / Bild: degewo/tafkaoo architects gmbh / Bild: imago/Christian Mang