Kunst: Die Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ in der Zitadelle eröffnet.
Lange war Lenins Kopf im Osten Berlins begraben. Seit Monaten haben er und rund 100 andere „Zeitzeugen“ aus verschiedenen Epochen eine neue Heimat auf dem Zitadellen-Gelände in Spandau gefunden, aber erst jetzt kann man sie sehen und sogar anfassen. Die anderen Teile des russischen Kommunistenführers Lenin bleiben im Köpenicker Exil unter der Erde. Die Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ ist ab sofort in zwei frisch renovierten Häusern, montags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr, zu besuchen. Die kulturhistorische Dauerausstellung mit den originalen politischen Denkmälern, die in dieser Form bisher einzigartig ist, eine vertiefende Sonderausstellung und die temporäre Kunstausstellung „Enthüllt. Eine andere Sicht auf Denkmäler“ beleuchten die Geschichte der Berliner Denkmallandschaft. Für die neue Dauerausstellung, die barrierefrei zugänglich ist, öffnete das aufwändig sanierte Proviantmagazin erstmals seine Tore und beherbergt die originalen Denkmäler, die im Laufe der Zeit versetzt, umgestaltet, beschädigt, abgebaut und in Depots verbannt oder – so wie Lenin – sogar vergraben wurden.
Ukrainischer Granit
1968 wurde in Ostberlin der Grundstein zum Lenin-Denkmal am Rand des Volksparks Friedrichshain gelegt.
19 Meter hoch war der monumentale Koloss, aus ukrainischem Granit. Im November 1991 begann die Demontage, das Monstrum wurde schließlich im Köpenicker Wald vergraben. Im vorigen September wurde der 3,9 Tonnen schwere Lenin-Kopf in die Zitadelle gebracht. Eine teure Angelegenheit: 72.000 Euro verschlang die Bergung inklusive 12.000 Euro für den Umweltschutz. In der Nähe der Stelle, wo die Granitblöcke eingebuddelt waren, hatten sich nämlich geschützte Zauneidechsen angesiedelt, auf die besondere Rücksicht bei der Ausgrabung genommen werden musste. „Die Spuren ihrer Geschichte haben wir bewusst erhalten, wir wollten damit die Umbrüche in der Geschichte zeigen, eine historische, keine künstlerische Ausstellung. Die meisten Denkmäler werden erstmals wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie können in Rauminszenierungen erlebt und über Medienstationen in ihrem geschichtlichen Kontext erfahren werden. Den Auftakt bildet eine digitale Denkmalkarte“, erklärte die Projektleiterin Andrea Theissen stolz. Lange hat es gedauert, bis alles zusammen war und den Ansprüchen der Macher genügt hat. 13 Millionen Euro wurden aus Lottogeldern und mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert, eine Million Euro bezahlte das Bezirksamt.
Aufwändig saniert
Mit der vertiefenden Sonderausstellung, in der unter anderem Originalfragmente von verschwundenen Denkmälern gezeigt werden, etwa des Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals, und der Kunstausstellung, die Kunstwerke von neun internationalen Künstlern präsentiert, die sich mit Berliner Denkmälern auseinandergesetzt haben, wurde die dem Proviantmagazin benachbarte Alte Kaserne als Ort für Wechselausstellungen eingeweiht. Sie wurde ebenfalls umfänglich saniert. Die Sonderausstellungen können bis zum 30. Oktober besichtigt werden.
Anke Walter / Bild:Stadtgeschichtliches Museum Spandau / Bild: Friedhelm Hoffmann