Vivantes erneuert Klinikum Neukölln für 17 Millionen Euro / Zeitplan für Neubau ist noch unklar.

Stundenlange Wartezeiten sind in der Rettungsstelle des Klinikums Neukölln alltäglich. Immer wieder droht die völlig überlaufene Einrichtung aus allen Nähten zu platzen: 70.000 Menschen werden dort in einem Jahr versorgt. Ausgelegt ist sie für 25.000. Auch andere Bereiche des Krankenhauses gehören dringend saniert. Die landeseigene Krankenhausgesellschaft Vivantes hat nun angekündigt, 17 Millionen Euro für die Sanierung zu investieren. Mit den Arbeiten soll die dringend benötigte Erweiterung des Klinikums vorbereitet werden. Bis zum Jahr 2022 will der Konzern laut Medienberichten 600 Millionen Euro am Standort Neukölln verbauen.

Marodes Gebäude

Knapp 30 Jahre nach der Fertigstellung des Neubaus ist das Krankenhausgebäude marode, Brandschutzbestimmungen können nicht eingehalten werden und es läuft Regenwasser in das Gebäude, so das Bezirksamt. Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) begrüßt die Entscheidung, dort zu investieren: „Dass die Versorgung im Klinikum bei den aktuellen Bedingungen noch nicht vollständig zusammengebrochen ist, liegt einzig und allein an den Mitarbeitern des Krankenhauses, die von der Reinigungskraft bis zum Chefarzt und der Verwaltungsspitze einen tollen Job machen. Dass Vivantes jetzt investiert, ist unbedingt notwendig.“ Bei einem Sanierungsstau von geschätzten 600 Millionen Euro reiche das aber nicht aus: „Vor allem ist das Land Berlin in der Pflicht, eine angemessene medizinische Versorgung zu gewährleisten. Ich möchte noch in diesem Jahr eine Lösung für die Sanierung und einen Neubau am Vivantes Klinikum Neukölln haben.“ Liecke hatte erst vor kurzem vor einem Chaos in der Neuköllner Notaufnahme gewarnt und wurde dabei auch von dem Gesundheitsausschuss der Bezirksverordnetenversammlung unterstützt. Das Vivantes Klinikum Neukölln ist die erste Anlaufstelle für fast 600.000 Menschen im Südosten von Berlin. Die Rettungsstelle wird berlinweit am häufigsten aufgesucht.

Liecke ist nicht nur Stadtrat, sondern auch stellvertretender Bezirksbürgermeister. Nach den Bezirkswahlen im September möchte er den Posten von Rathauschefin Franziska Giffey (SPD) übernehmen. Die CDU Neukölln schickt ihren Vorsitzenden als Spitzenkandidaten in die Abstimmung. Umso mehr braucht Liecke einen Erfolg bei einem Thema, für das er in der BVV immer wieder Rede und Antwort stehen musste.

400 Betten

Was den dringend benötigten Neubau betrifft, macht Vivantes Liecke allerdings wenig Hoffnung. „Wir reden über einen Masterplan für die nächsten zehn bis 15 Jahre“, sagt Vivantes-Sprecherin Kristina Tschenett. Ein erster Bauabschnitt umfasst die Errichtung eines Ersatzneubaus, der sich im Norden an das Haupthaus angliedert. Der Neubau enthält eine Rettungsstelle, einen OP-Bereich, Intensivstationen und einen Hubschrauberlandeplatz. Geplant ist eine Kapazität von 400 Betten. „Wir haben beim Senat einen Bedarfsplan angemeldet, der derzeit geprüft wird“, so Tschenett. Dessen Freigabe sei aber erst der Beginn einer langen Kette weiterer Planungsschritte. „Wann es losgeht, ist unklar.“ Für diesen Bauabschnitt werden rund 150 Millionen Euro veranschlagt.

Nils Michaelis / Bild: imago/Lars Reimann