Soziales: Studie sieht in Paul-Hertz-Siedlung und Jungfernheide hohen Handlungsbedarf.

In dem als „Park Ruhwald“ untersuchten Gebiet wohnen 600 Menschen, in der grünen Idylle zwischen Spree, Autobahn, Spandauer und Wiesendamm. Jüngst erschienen sie in der Sozialstudie des Berliner Senats für Stadtentwicklung und Umwelt. Denn weniger als 20 von ihnen sind arbeitssuchend oder auf staatliche Unterstützung angewiesen. Aber nicht nur das – es wurden gegenüber dem Vorjahr sogar noch weniger. Oder in den Worten der Studie ausgedrückt: „hoher Status“, „positive Dynamik“. Hervorragend im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf.

Moderation empfohlen

Insgesamt neun Gebiete im Bezirk wurden mit diesem hohen Status klassifiziert, sind stabil mit einem geringen Anteil an Arbeitssuchenden und Hilfeempfängern. Die Bereiche befinden sich in Westend nördlich und südlich des Olympiastadions und in Schmargendorf rund um den Platz am Wilden Eber. Jeder Dritte ist dort über 65 Jahre. Weitere 40 der 57 Gebiete des Bezirks sind auch seit langem und mit einem mittleren Status beschrieben. Mittel bedeutete allerdings gut, denn neben hoch und mittel gibt es auch niedrig und sehr niedrig. Und erstmals sind zwei „Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf“ herausgestellt worden. Die Nachbarn Paul-Hertz-Siedlung und Jungfernheide in Charlottenburg-Nord sind seit 16 Jahren, seit Beginn der regelmäßig erscheinenden Studie, bekannt mit ihrem hohen Anteil an Arbeitslosen und Kinderarmut. Schon damals wurde „Moderation und Hilfestellung beim Zusammenleben von deutschen Anwohnern und Zuwanderern“ empfohlen. Dafür sollte die „Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und beruflichen Bildungsträgern“ angestoßen werden. Und obwohl sich der Bezirk in der Vergangenheit „beim Senat für den Ortsteil Charlottenburg-Nord für ein Quartiersmanagement“ einsetzte, fiel dieses Anliegen „aufgrund der Gesamtlage im Bezirk“ regelmäßig „hinten runter“, sagt Sozialstadtrat Carsten Engelmann. Baustadtrat Marc Schulte sieht die „Zahlen als Beleg für die Notwendigkeit“.

Vor kurzem konnte mit Kräften des Bezirksamtes erreicht werden, dass der Bildungsstandort Halemweg in Charlottenburg-Nord attraktiver wird. Neue Wohnungen sind geplant, Schul- und Kitaplätze werden entstehen, die Stadtteilbibliothek bleibt erhalten und der Jugendklub, das Familienzentrum und die Stadtteilkoordination sind vorerst gesichert. Charlottenburg-Nord ist jung, jeder sechste unter 15 Jahren alt. In der bald erscheinenden langen Fassung der Studie werden ausführlichere Erklärungen gegeben. Dann gibt es Zahlen auch zu Altersarmut, zum Anteil an Alleinerziehenden und zur Höhe der Jugendarbeitslosigkeit. Ziel der Studie ist, frühzeitig die Konzentration von Hilfeempfängern sowie das Wachsen sozialer Ungleichheit zu erkennen. Damit rechtzeitig eingegriffen, der Senat bei der Planung seiner finanziellen Zuwendungen entsprechend beraten werden kann.

Text und Bild: Christina Praus