Kunsthandwerk: Vom 1. bis 3. April stellen sich Berlins Kreative vor.
Am Anfang war eine alte Kommode. Nicht für Elisa Brückner. Die sah in diesem Teil mehr als nur einen Ort für die Aufbewahrung von Dingen. Sie arbeitete das marode Stück auf und versah es mit eigenen künstlerischen Motiven. Dafür erntete sie von vielen Menschen Anerkennung und Wünsche, so ein schönes, vor allem aber einzigartiges Stück auch haben zu wollen, dass daraus eine Geschäftsidee entstand. Und ein Laden, der in der Togostraße residiert. Unter dem Namen „Mabellevie“ schöpfen und verkaufen Elisa und ihre Schwester Josephine (zuständig fürs Marketing) dort im tiefsten Wedding längst nicht mehr nur mobilare Einzelstücke, sondern höchst originell gestaltete Fliesenbilder, Kinderroller oder Porzellan. Wer sich das mal aus der Nähe anschauen möchte, kann dies dienstags bis samstags in dem Ladenatelier im Afrikanischen Viertel tun. Oder er nutzt die 3. Europäischen Tage des Kunsthandwerks vom 1. bis 3. April, um nicht nur „Mabellevie“ kennenzulernen, sondern auch viele andere Kollegen der Brücknerschwestern.
Vielseitiger Wirtschaftsbereich
Während des ersten April-Wochenendes präsentieren gut 90 Berliner Gestalter, Kunsthandwerker und Designer aus den Bereichen Holz, Textil, Keramik, Metall, Stein, Glas oder Papier ihre Arbeiten und öffnen ihre Ateliers für Workshops, Modenschauen und Vorträge im gesamten Berliner Stadtgebiet. Traditionsgemäß sind diese drei Tage alljährlich dem Kunsthandwerk in Europa gewidmet und finden zeitgleich in Frankreich, Spanien, Italien, Belgien, Lettland, Portugal, Irland und der Schweiz statt. Die Initiative dazu ging im Jahr 2002 vom französischen Ministerium für Handwerk aus. 2014 hat die Handwerkskammer Berlin die Europäischen Tage des Kunsthandwerks erstmals in die deutsche Hauptstadt geholt. Ziel ist es, das Interesse der Öffentlichkeit an dem vielseitigen und wichtigen Wirtschaftsbereich Kunsthandwerk und Design zu stärken. Dabei können Interessierte die ganze Vielfalt des Kunsthandwerks erleben – vom „Handfesten“ wie einer Goldschmiede- oder Keramikwerkstatt bis hin zu „Künstlerisch-Verspieltem“ wie die Trinkhalmkunst von Achim Stiermann, dessen Institute for Straw Industries in der Nöldnerstraße 6 zu finden ist.
Große Bandbreite
Pünktlich zu den Europäischen Tagen des Kunsthandwerks öffnet das Kunstgewerbemuseum am Kulturforum die Ausstellung „Auf den Kopf gestellt – Landespreis Gestaltendes Handwerk Berlin 2016“. Die Exponate der Schau – zeitgenössisches Kunsthandwerk und Design aus Paris und Berlin – sind teilweise prämierte Wettbewerbsarbeiten, die aus dem Landespreis Gestaltendes Handwerk hervorgingen. Sie zeigen die große Bandbreite künstlerischen Schaffens in der Kulturhauptstadt Berlin. Der Wettbewerb wird seit mehr als 50 Jahren in einem Turnus von zwei Jahren ausgelobt. Eine Jury verleiht drei Landes- und zwei Förderpreise.
Vierzig Künstler
Wer auf einen schnellen Überblick aus ist, der sollte sich die Leistungsschau Berliner Kunsthandwerks in den Räumlichkeiten der Königlichen Porzellan-Manufaktur, Wegelystraße 1, nicht entgehen lassen. Der Berufsverband Angewandte Kunst Berlin-Brandenburg präsentiert an den drei Tagen 40 Künstler: die Seidenkimonos von Maria Schade, die Schalen aus Mooreiche und Blattgold von Ekkehard Körber, Rainer Wienckes Schmuckstücke aus Horn, Gold und Farbsteinen, die Edelstahlketten von Friederike Maltz, die doppelt-marmorierten Porzellangefäße von Hendrik Schink, Schmuck aus Holz und Eisen von Martina Dempf und natürlich das Silberschmiedegefäß mit dem Namen „ Ich fühle mich heute nicht so wohl“ von Ludwig Menzel. Mehr Informationen gibt es online.
Ausgewählte Teilnehmer
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[tab title=”tontonton Keramikwerkstatt”]
Die gebürtige Spanierin Maria Ortiz Gil, bis 2003 Mitglied der legendären Keramikwerkstatt ALFAR, lädt in ihre Ladenwerkstatt in der Bautzener Straße 8 in Schöneberg ein. Workshops!
Weitere Informationen: www.tontonton.de/
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[tab title=”Arian Schöner”]
Feine, zeitlose Strickmode kreiert Arian Schöner in ihrem Berliner Ladenatelier. Die Garne kommen aus Italien, an der Spree werden sie zu federleichten Röcken, Kleidern und Pullovern in warmen und mitunter auch leuchtenden Farben verarbeitet. Ihr Ladenatelier befindet sich in Moabit in der Elberfelderstraße 13. Vom 1. bis 3. April ist sie in der Königlichen Porzellan-Manufaktur anzutreffen.
Weitere Informationen: (030) 396 94 26
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[tab title=”Mabellevie”]
Elisa Brückner haucht alten Möbelstücken neues Leben ein, in dem sie diese kunstvoll mit Papieren und eigenen Motiven versieht. Zu finden im Ladenatelier in der Togostraße 6 im Afrikanischen Viertel.
Weitere Informationen: www.mabellevie.de
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[tab title=”Marie Stieger”]
2011 gründete die Diplom-Designerin ihr Label. Für ihre Strickmode lässt sie sich zumeist in der Natur inspirieren, alle Produkte werden aus hochwertigen biologischen und recycelten Materialien gefertigt. Zu finden in der Prinzenallee 58.
Weitere Informationen: www.maria-stieger.de
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Ulf Teichert / Bilder: Mabellevie, Michael Gröll, Maria Ortiz Gil. Hans-Georg Schöner, AKBB (2)