Ein historischer Ort: der Tränenpalast. Bild: Martin Schwarz
Ein historischer Ort: der Tränenpalast. Bild: Martin Schwarz

ERKUNDUNG Ein Spaziergang rund um die Friedrichstraße, mit dem Monbijou-Park, dem Jüdischen Friedhof, den Heckmann-Höfen und vielen prominenten Gräbern

Am Bahnhof Friedrichstraße pulsiert das Leben. Links das Kabarett Die Distel und der Admiralspalast, wo Größen wie Max Raabe gastieren. Gegenüber liegt der Tränenpalast. Tränen sind hier vor dem Mauerfall viele geflossen: Dies war der einzige Grenzübergang nach West-Berlin mitten im Ostteil der Stadt, dort verließen viele, deren Ausreiseantrag bewilligt wurde, ihre Heimat. Hier ist heute die Dauerausstellung „Tränenpalast – Ort der deutschen Teilung“ (Di–Fr 9–18, Sa+So 10–18 Uhr, Eintritt frei) untergebracht.


Wir überqueren die Spree, man beachte den gusseisernen Adler. Rechts führt am Edelrestaurant Grill Royal vorbei ein Pfad am Wasser entlang, mit einer wunderbaren Kolonnade. ­Hinter der Tucholskystraße steht ein schmuckes rötliches ­Gebäude: das Simon Palais, erbaut 1909–1911 als private Kranken­station für mittellose Frauen und Mädchen. Im Erdgeschoss befindet sich das Café „Petit Bijou“ (Monbijoustr. 1, Tel. 30 88 20 73, Mo-So 10–18 Uhr, www.petitbijou.de). Von diesem Punkt hat man einen herrlichen Blick auf die Museumsinsel.

Wir kommen zum Monbijoupark mit dem gleichnamigen Theater und überqueren ihn, an der Skulptur „Die Erde“ vorbei, bis zum östlichen Ende und erreichen über die Oranienburger die Große Hamburger Straße. Rechts zu sehen: der Friedhof der Jüdischen ­Gemeinde zu Berlin, der bereits 1827 geschlossen wurde. Der Philosoph Moses Mendelssohn (1729–1786) liegt hier begraben.

Der Friedhof wurde 1943 von der Gestapo zerstört, zudem wurden hier im Zweiten Weltkrieg tausende Kriegstote begraben. Direkt davor befand sich ab 1844 ein Altersheim der jüdischen Gemeinde, die ­Umrisse sind auf dem Boden rot markiert. Neben dem Eingang steht die eindrucksvolle Skulptur „Jüdische Opfer des Faschismus“ des Bildhauers Will Lammert. Der Zugang zum Friedhof ist Männern nur mit Kopfbedeckung gestattet.

Markt an der Sophienkirche

Wir erreichen den schönen Spielzeugladen „Viel Spiel“ ­(Große Hamburger Str. 28, Tel. 96 06 52 66, Mo–Fr 10–19, Sa 11–19 Uhr, www.vielspiel.de) und stoßen auf die Sophien­kirche. Vor dem Gotteshaus findet seit wenigen Monaten immer dienstags von 12 bis 18 Uhr ein gemütlicher Öko-­Wochenmarkt statt.

Über die ­Krausnickstraße erreichen wir die ­Oranienburger Straße, bestaunen die eindrucksvolle Synagoge (die leider bewacht werden muss) und betreten das Terrain der Heckmannhöfe. Ein herrlich restaurierter Hinterhof mit Galerien, dem Laden „Sieben Königslande“ für Harry-Potter-Fans, dem Galli Theater und auch Gastronomie. Wir erreichen am hinteren Aufgang der Höfe die Auguststraße und biegen in die Tucholskystraße ein, die zur Torstraße leitet. Links und wieder rechts führt die ­Borsigstraße zur Plansche am Nord-Bahnhof, der hinter der Grünanlage zu sehen ist.

Nach links stößt die Schlegel- auf die Chauseestraße. Auf der anderen Straßenseite: das Brechthaus mit dem Brecht-Weigel-Museum – hier haben Bertolt Brecht und Helene Weigel bis zu ihrem Tod gewohnt, er bis 1956, sie bis 1971. Direkt anschließend: zwei ineinander verzahnte Friedhöfe, zum ­einen der I. Französische Friedhof, zum anderen der Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichwerderschen Gemeinden (Öffnungszeiten: Nov–Feb 8–17 Uhr). Beide Friedhöfe stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Hier sollte man sich Zeit nehmen und den ­vielen hier begrabenen Persönlichkeiten einen Besuch abstatten. Vor allem in der Nähe des südlichen Ausgangs liegen bekannte Künstler wie der Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase oder der Schauspieler Erwin Geschonnek, aber auch weiter hinten Bärbel Bohley oder Fritz Teufel.

Wir gehen nun die Friedrichstraße bis zur ­Reinhardstraße. Hinten liegt das ­Deutsche Theater, wir aber biegen ab in das Sträßchen Am Zirkus und erreichen das Berliner Ensemble. In der ­Mitte des Vorplatzes thront Bertolt Brecht. Von hier aus geht es den Schiffbauerdamm und an der bekannten Lokalität „Ständige Vertretung“ vorbei zurück zum Bahnhof Friedrichstraße. Für die rund 4,5 Kilometer lange Strecke sollte man mindestens 1,5 Stunden einplanen.

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