In der Kolumne „Schlager der Woche“ setzen sich unsere Kollegen von Schlager Radio (in Berlin u. a. auf 106,0 UKW) mit aktuellen gesellschaftlichen Themen und interessanten Alltagsbeobachtungen auseinander. Dieses Mal schreibt David Grundwald über das Berliner „Mein Lieber“.

Wer kennt es nicht: Man geht in ein Café in Berlin und plötzlich wird man „mein Lieber“ genannt. Nicht einmal, sondern so konstant, dass man kurz prüft, ob der eigene Name vielleicht offiziell geändert wurde.


„Noch ein Kaffee, mein Lieber?“, „Setz dich ruhig, mein Lieber.“, „Alles gut bei dir, mein Lieber?“ Und man sitzt da und weiß nicht: Ist das nett gemeint? Oder ein kleiner Seitenhieb, der so tut, als wäre er ein Kompliment? Dieses Berliner „Mein Lieber“ hat immer so einen halben Zentimeter Überhöhung drin. Nicht schlimm, aber spürbar. So ein leichtes „Ich hab die Lage hier im Griff, du entspannst dich jetzt mal, mein Lieber.“ Und natürlich macht man das dann auch. Man entspannt sich. Man nimmt den Kaffee. Man nickt.

Denn egal, wie man es dreht: Es ist trotzdem etwas Aufmerksamkeit. Wir nehmen, was wir kriegen können, mein Lieber.