Eine Honigbiene sammelt den Nektar und die Pollen der Manuka-Blüte auf. Bild: iStock / Getty Images Plus / Janice Chen
Eine Honigbiene sammelt den Nektar und die Pollen der Manuka-Blüte auf. Bild: iStock / Getty Images Plus / Janice Chen

Alexander Morof war nicht auf der Suche nach einer Geschäftsidee, als er vor einigen Jahren nach Neuseeland reiste. Es war eine Auszeit nach verschiedenen beruflichen Stationen, unter anderem im digitalen Marketing. Die Reise sollte Abstand schaffen. Stattdessen wurde sie zum Ausgangspunkt eines neuen Kapitels.


Inmitten der wilden, kaum erschlossenen Landschaften auf der Nordinsel stieß Morof auf eine kleine Honigfarm. Dort erlebte er zum ersten Mal, wie Manuka Honig direkt aus der Wabe geerntet und verarbeitet wird. Mit minimalen Eingriffen, viel Handarbeit und einem ausgeprägten Bewusstsein für die Natur. Der Geschmack war intensiv, herb-süß, ungewohnt. Und er blieb ihm im Kopf.

Zurück in Deutschland ließ ihn die Erfahrung nicht los. Was als persönliches Aha-Erlebnis begann, wurde zur wirtschaftlichen Überlegung. Aus dieser Idee entwickelte sich später das Unternehmen Powerfabrik, das sich auf den Direktimport und Vertrieb von neuseeländischem Manuka Honig spezialisiert hat. Morof entschied sich, das Produkt nicht nur zu vermarkten, sondern es entlang der gesamten Lieferkette neu zu denken, vom Imker bis zum Etikett.

Die Grundlagen: Qualität vor Tempo

Morof begann zu recherchieren. Schnell wurde klar, dass der Markt für Manuka Honig in Europa zwar wächst, aber von großen, teils undurchsichtigen Anbietern dominiert wird. Viele Produkte tragen das Manuka-Etikett, doch nur ein Bruchteil davon erfüllt die Anforderungen, die in Neuseeland als Standard gelten.

Einige Monate später war klar: Wenn ein neues Produkt entstehen sollte, dann nur mit absoluter Rückverfolgbarkeit, nachvollziehbaren Laborwerten und fairen Bedingungen für die Erzeuger. Er reiste erneut nach Neuseeland, diesmal mit einem konkreten Ziel: verlässliche Partner zu finden.

Diese Phase war entscheidend. Morof besuchte kleinere Imkereien, ließ sich Arbeitsprozesse zeigen, nahm Proben mit und sprach mit Zertifizierern. Schnell war ihm klar, dass Transparenz der entscheidende Unterschied sein würde. Nur wenige Anbieter konnten vollständige Herkunftsnachweise liefern, noch weniger erfüllten alle Anforderungen auf konstant hohem Niveau.

Aufbau einer Marke ohne laute Versprechen

Als der erste Importvertrag unterzeichnet war, begann in Deutschland der Aufbau der Marke Powerfabrik. Das Unternehmen startete schlank, mit eigenem Onlineshop und begrenztem Sortiment. Der Name war bewusst gewählt, eine Verbindung aus Natürlichkeit und Funktion. Morof wollte keine weitere Wellnessmarke etablieren, sondern ein funktionales Lebensmittel mit belegbarer Wirkung und transparenter Herkunft vertreiben.

Verpackung und Kommunikation folgten diesem Ansatz. Keine emotionalen Geschichten über Bienen und Blüten, keine romantisierte Naturbildsprache. Stattdessen einfache, informationsbasierte Produktbeschreibungen, QR-Codes zur Chargenverfolgung und klare Angaben zum MGO-Wert, dem entscheidenden Qualitätsindikator für Manuka Honig.

Hürden statt Hype

Der Einstieg verlief keineswegs reibungslos. Zwar gab es von Anfang an Interesse, doch viele Kunden begegneten neuen Marken im Premiumsegment mit Skepsis. Wer einen dreistelligen Betrag für ein Glas Honig ausgibt, erwartet mehr als gutes Design. Es musste Vertrauen aufgebaut werden, mit Daten, Service und vor allem mit Konstanz.

Die Produktion stellte sich ebenfalls als sensibler Bereich heraus. Naturprodukte sind schwankend, Importe witterungsabhängig, Lieferketten anfällig. Morof entschied sich gegen eine aggressive Expansion. Statt auf kurzfristiges Wachstum zu setzen, konzentrierte er sich auf Stabilität in der Qualität. Das bremste zwar das Tempo, schuf aber eine belastbare Grundlage.

Der Mensch hinter dem Produkt

Alexander Morof selbst tritt in der Außendarstellung kaum auf. Interviews gibt es wenige, öffentliche Auftritte noch weniger. Wer mit ihm spricht, erlebt einen sachlichen Gründer, der lieber über Lieferstrukturen und Prüfverfahren redet als über Emotionen oder persönliche Visionen. Für ihn war die Gründung von Powerfabrik keine Mission, sondern eine unternehmerische Entscheidung mit klaren Parametern.

Trotzdem spielt der Ursprung der Idee eine wichtige Rolle. Die Erfahrung in Neuseeland ist kein Marketing-Moment, sondern der reale Beginn einer gründlichen Auseinandersetzung mit einem Produkt.

Zwischen Positionierung und Pragmatismus

Heute vertreibt Powerfabrik mehrere Manuka-Varianten, die sich in ihrer Intensität und ihrem Wirkstoffgehalt unterscheiden. Die Nachfrage ist konstant, das Wachstum vorsichtig, aber spürbar. Vertrieb und Logistik laufen über die eigene Struktur, Kooperationen mit Händlern gibt es nur selektiv. Die Kontrolle über Qualität und Kommunikation bleibt für Morof zentral.

Was das Unternehmen unterscheidet, ist nicht die Geschichte vom Gründer oder die Gestaltung der Gläser. Es ist der nüchterne Anspruch, ein ehrliches Produkt zu liefern, das hält, was es verspricht. In einem Markt, der oft von Marketing lebt, ist das fast ein radikaler Ansatz.

Kein Mythos, sondern Methode

Powerfabrik ist keine typische Start-up-Erfolgsgeschichte. Es gibt keine Investorenrunden, keine viralen Kampagnen, keinen Gründermythos. Stattdessen steht am Anfang ein persönlicher Eindruck und danach eine klare Entscheidung: Ein gutes Produkt, richtig umgesetzt, braucht keine Überhöhung.

Die Gründung war pragmatisch, der Aufbau methodisch, das Wachstum kontrolliert. Was bleibt, ist ein Unternehmen, das mit wenigen Mitteln viel Vertrauen aufgebaut hat und dessen Stärke vielleicht genau darin liegt, dass es nie versucht hat, mehr zu sein als ein durchdachter Anbieter in einem komplizierten Markt.