
Berlin (dpa/bb) – Zum Jahrestag des Mauerbaus fordert die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur verlässlicheren Unterricht zur DDR-Geschichte in Schulen. Eigentlich sei die Vermittlung der grundlegenden Daten und Fakten zur DDR im Geschichtsunterricht der Oberstufe gesichert, sagte Stiftungs-Direktorin Anna Kaminsky der Deutschen Presse-Agentur. Oft komme das Thema aber erst zum Ende des Schuljahrs, wenn die Zeit knapp werde.
«Wie intensiv das Thema behandelt wird, hängt auch heute noch wesentlich vom Engagement und der Ausbildung der Lehrkräfte ab», sagte Kaminsky. «Eine vertiefte Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte, gerade auch in anderen Schulformen wie beispielsweise Berufsschulen, wäre darüber hinaus sehr wünschenswert.»
«Diktaturgedächtnis» könnte verloren gehen
Der Bau der Berliner Mauer hatte am 13. August 1961 begonnen und die Teilung der Stadt bis 1989 zementiert. Umfragen zeigen, dass viele jüngere Leute solche Schlüsseldaten der deutsch-deutschen Geschichte nicht auf Anhieb zuordnen können.
«Wenn die Geschichten, die mit solch bildmächtigen und brutalen Ereignissen wie dem Volksaufstand vom Juni 1953 oder dem Mauerbau von August 1961 verbunden sind, nicht erinnert und erzählt werden, geht immer auch ein Stück Diktaturgedächtnis verloren», warnte Kaminsky. «Und genau diese Erinnerung ist heute dringend notwendig, um die Unterschiede zwischen Diktatur und Demokratie kenntlich zu machen.»
Gedenken an der Bernauer Straße
Orte wie die Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße erzählten vom Schock über die Sperrung der Grenze 1961, sagte Kaminsky. «Diese Geschichten machen für die, die das glücklicherweise nicht erlebt haben, deutlich, was die Teilung der Stadt, das Einsperren von 17 Millionen Menschen im eigenen Land, die damit quasi über Nacht zu Gefangenen einer brutalen Diktatur wurden, für die Menschen hieß.»
An der Bernauer Straße erinnert heute unter anderen der Regierende Bürgermeister Kai Wegner bei einer Gedenkandacht an den Mauerbau. Der CDU-Politiker legt dort auch einen Kranz nieder. Die SED-Opferbeauftragte Evelyn Zupke hält eine Ansprache. Auch an den an der Mauer erschossenen Peter Fechter wird mit einer Kranzniederlegung erinnert.
140 Tote an der Grenze rund um Berlin
Der Berliner Aufarbeitungsbeauftragte Frank Ebert erinnerte daran, dass der Mauerbau vor allem Fluchten aus der DDR verhindern sollte. Seit Gründung der DDR hätten bis Sommer 1961 rund drei Millionen Menschen das Land verlassen. Nach dem Mauerbau seien mindestens 140 Kinder, Frauen und Männer allein rund um Berlin an der Grenze ums Leben gekommen.
«Zehntausende Menschen wurden in der DDR wegen versuchter Republikflucht inhaftiert», betonte Ebert. «Ihren Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung mussten sie mit jahrelanger Haft bitter bezahlen.»