
Berlin (dpa/bb) – Soziale Medien sind weiterhin ein wesentlicher Tatort für Hasskriminalität. Etwa die Hälfte der im laufenden Jahr bei der Berliner Staatsanwaltschaft registrierten Fälle erfolgte über das Internet, wie die Zentralstelle Hasskriminalität auf Anfrage mitteilte. Im ersten Halbjahr wurden 1.483 solcher Verfahren registriert, wie der stellvertretende Leiter Johannes Ploog der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage sagte. Insgesamt seien 2025 in den ersten sechs Monaten 3.001 Fälle von Hass und Hetze erfasst worden.
Die Zahlen liegen damit unter denen des ersten Halbjahres 2024. Damals registrierte die Behörde nach eigenen Angaben insgesamt 3.703 Verfahren, 2.065 davon mittels Internet.
Verschärfte Diskussion in sozialen Medien
Trotz des Rückgangs hat sich aus Sicht der Staatsanwaltschaft der Trend verfestigt: Nachdem der Anteil der mittels Internet erfolgten Hasskriminalität 2024 erstmals deutlich über 50 Prozent lag, setzt sich dies im laufenden Jahr fort. «Hintergrund hierfür dürfte weiterhin die Verschärfung der Diskursformen insbesondere in den „sozialen Medien“ sein», erklärte Ploog.
Als eine mögliche Erklärung für den Rückgang der Verfahren insgesamt nannte der Jurist weniger Anzeigen aus dem politischen Umfeld. Im vergangenen Jahr habe es ein «extrem steigendes Anzeigeaufkommen» gegeben aufgrund gezielter Recherchen im Netz. Dies sei spürbar zurückgegangen.
Rückgang von Anzeigen aus der Politik
Denkbar sei auch, dass bei betroffenen Bundestagsabgeordneten, die Fälle nicht mehr automatisch in Berlin angezeigt würden, sondern im Wahlkreis. Dies sei aus Sicht der Staatsanwaltschaft wünschenswert, weil sie die Verfahren in der Regel nach Abschluss der Ermittlungen ohnehin an die örtliche Justiz übergebe.
Die Ermittlungen der Zentralstelle richteten sich nach den Angaben im ersten Halbjahr 2025 gegen insgesamt 1.821 (1. Halbjahr 2024: 2.080), die namentlich bekannt waren. Damit konnten weiterhin deutlich mehr als die Hälfte der Fälle einem möglichen Täter zugeordnet werden. 912 von ihnen sollen im Internet Hass und Hetze verbreitet haben.
Gemeinsam gegen Vorfälle im Sport
Die Zentralstelle Hasskriminalität gibt es seit September 2020. Sie war nach den Anschlägen in Halle und Hanau entstanden. Mit ihr sollen Rassismus, Antisemitismus und andere Formen gruppenbezogener Anfeindungen besser bekämpft werden können.
Dafür arbeiten Justiz und Sportverbände in Berlin inzwischen verstärkt zusammen. Es wurden bislang acht Kooperationen abgeschlossen. Aufgrund der Vereinbarung mit dem Berliner Fußballbund sind bisher elf Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, wie Ploog berichtete. Diese seien größtenteils abgeschlossen. Im Wesentlichen ging es bei den Vorfällen um Beleidigung, Bedrohung oder Volksverhetzung.