
Berlin (dpa/bb) – Passe ich noch in den Zug? Regionalbahnfahrten ins Berliner Umland sind an schönen Wochenenden oft ein Glücksspiel. Der neue Chef des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB), Christoph Heuing, hält die Situation für untragbar und verspricht Entlastung zumindest auf einigen Linien.
«Das ist ein Problem, das mich persönlich bewegt und bedrückt, weil wir hier zum Teil Zustände haben, die wir den Fahrgästen eigentlich nicht zumuten dürften», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Wir versuchen alles, um hier Erleichterung zu schaffen.»
VBB plant dritten Zusatzzug in Richtung Ostsee
Es führen bereits morgens zwei zusätzliche Züge in Richtung Ostsee und nachmittags wieder zurück. «Wir prüfen derzeit, ob wir noch einen dritten Zusatzzug reinbekommen können», betonte er. Zudem werde derzeit mit den Verantwortlichen in Mecklenburg-Vorpommern ein Stundentakt zwischen Berlin und Stralsund geplant, der zum Fahrplanwechsel im Dezember kommen soll.
«Der soll so aussehen, dass wir alle zwei Stunden mit dem RE3 direkt fahren können. Und dass wir alle zwei Stunden in Angermünde einen Umstieg machen in einen neuen RE30, der von Stralsund kommt, sodass wir eine deutlich höhere Kapazität haben», kündigte Heuing an. Weitere Kapazitätsausweitungen seien im Moment indes nicht möglich, da das die Infrastruktur derzeit nicht hergäbe. «Mehr Züge kriegen wir nicht auf die Strecke», betonte der neue Geschäftsführer.
Schlechte Nachrichten für Radfahrer
Keine guten Nachrichten hat Heuing auch für Menschen, die am Wochenende mit dem Rad im Regionalverkehr ins Berliner Umland fahren wollen. «Die Fahrradmitnahme ist natürlich was, was die Situation besonders verschärft», sagte er. «Deswegen wäre jetzt die Bitte für alle diejenigen, die von Berlin an die Ostsee fahren, wenn möglich, auf die Fahrradmitnahme zu verzichten.»
Radfahrerinnen und -fahrer müssten sich darauf einstellen, dass die Züge sehr voll seien und dass es passieren könne, dass das Gefährt nicht mitgenommen werde könne, «weil natürlich Rollstühle, Kinderwagen erstmal Vorrang haben». Heuing verwies auf Fahrradvermietungen vor Ort. «Und natürlich wollen wir es langfristig hinkriegen, dass man auch jederzeit das Fahrrad mitnehmen kann. Nur im Moment ist die Situation nicht so.»
Mehr Nachfrage bei geringer Kapazität
Die vollen Züge sind auch Folge der deutlich gestiegenen Nachfrage in den vergangenen Jahren, die auch mit dem Deutschlandticket zu tun hat. Das Angebot im Regionalverkehr ist seither zwar ebenfalls gestiegen, stößt infolge der überlasteten Schieneninfrastruktur inzwischen aber an seine Grenzen.
«Das ist einfach mal wichtig zu wissen, dass wir bestimmte Probleme einfach haben, spezifisch, weil wir so viele Angebote haben», sagte Heuing. «Wir sind, was diese Infrastruktur angeht, in einer nicht zufriedenstellenden Situation.» Es müssten mehr Kapazitäten geschaffen werden. Heuing verwies auf das Infrastrukturprojekt «i2030», mit dem der VBB in der Hauptstadtregion genau das tun wolle. Die einzelnen Projekte sind auf viele Jahre angelegt.
Heuing ist seit Anfang Mai neuer Geschäftsführer beim VBB. Zuvor leitete er zehn Jahre lang den Verkehrsverbund Mittelthüringen. Die Leitungsposition beim VBB war ein Jahr lang vakant, nachdem Heuings Vorgängerin Ute Bonde (CDU) im Mai 2024 als Verkehrssenatorin in die Berliner Landesregierung ging.