Berlin (dpa/bb) – Nach einer lebensgefährlichen Messerattacke auf eine 76-Jährige in ihrer Wohnung steht ihr Enkel vor dem Berliner Landgericht. Der 29-Jährige soll mehrfach auf seine Großmutter eingestochen haben. Der Verteidiger erklärte zu Beginn des Prozesses wegen versuchten Totschlags, sein Mandant werde sich nicht zu den Vorwürfen äußern. Die Staatsanwaltschaft strebt eine unbefristete Unterbringung des Beschuldigten in einem psychiatrischen Krankenhaus an.
Der Enkel war den Ermittlungen zufolge am 6. Januar 2025 zur Mittagszeit zu Besuch bei seiner Großmutter im Stadtteil Marzahn. Sie habe gekocht. Er habe die Frau mit einem Küchenmesser attackiert, «da ihm das Essen nicht schmeckte», heißt es in der Antragsschrift der Staatsanwaltschaft. Mehrmals habe er gegen den Kopf, in ihren Hals, in den Oberkörper gestochen – «bis die etwa 17 Zentimeter lange Klinge im Bauch abbrach und steckenblieb». Danach habe sich die Frau tot gestellt.
Anruf bei der Polizei: «Ich muss einen Mord gestehen»
Unmittelbar nach der Tat habe der Enkel bei der Polizei angerufen, einen falschen Namen genannt und mitgeteilt: «Guten Tag, ich muss einen Mord gestehen.» Die Großmutter sei in einem Krankenhaus notoperiert worden. Der 29-jährige Deutsche befindet sich derzeit vorläufig im Krankenhaus des Maßregelvollzugs. Der Mann leide an einer erheblichen Erkrankung und habe sich in einem «psychischen Ausnahmezustand» befunden. Er sei nicht schuldfähig.
Der Verteidiger sagte am Rande, das Motiv sei «absolut unklar». Sein Mandant habe sich auch vor Beginn des Prozesses nicht geäußert. Die Großmutter sei für ihren einzigen Enkel «der Anker in Krisenzeiten gewesen». Regelmäßig habe er sie besucht. Sie habe immer versucht, ihm zu helfen. Zuletzt habe der 29-Jährige in einer Einrichtung zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit gelebt. Erste Zeugen sollen am zweiten Verhandlungstag am 26. Mai befragt werden.