Der wiederaufgebaute Turm der Garnisonkirche Potsdam prägt das Stadtbild der brandenburgischen Landeshauptstadt. (Archivbild)
Der wiederaufgebaute Turm der Garnisonkirche Potsdam prägt das Stadtbild der brandenburgischen Landeshauptstadt. (Archivbild) Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Potsdam (dpa/bb) – Der im vergangenen August eröffnete Garnisonkirchturm in Potsdam mit Ausstellung, Aussichtsplattform und Bildungsangeboten ist nach Ansicht von Pfarrer Jan Kingreen noch im Testlauf. Die finanzielle Lage lasse sich daher frühestens nach einem Jahr im Betrieb einschätzen, sagte Kingreen, der Programmvorstand der Stiftung Garnisonkirche Potsdam ist, der Deutschen Presse-Agentur. 

Hintergrund sind Gespräche über die Rückzahlung eines Kredits von fünf Millionen Euro binnen 30 Jahren. Die Stiftung bat nun darum, die Tilgung erster Raten zu verschieben.

Der evangelische Pfarrer Kingreen sagte: «Wir sind nicht insolvent. Die Liquidität ist da.» Aber es lasse sich derzeit nicht seriös sagen, «wo wir nach einem Jahr Betrieb stehen». Bislang habe der Garnisonkirchturm vor allem eine Nebensaison und den Winter erlebt, wenn weniger Besucher als im Sommer kämen. «Ich bitte wirklich um ein bisschen Zeit», sagte Kingreen. «Wir haben ja auch noch die Erprobungsphase.»

Stiftung hofft auf Zuschüsse 

Die Nachfrage nach Bildungsangeboten und das Interesse an den Veranstaltungen ist laut Programmvorstand gut. «Es ist so, dass wir eigentlich mehr machen müssten», so Kingreen. Dafür fehle bislang aber das Personal. «Das Problem ist doch nur, wir sind zu fünft insgesamt. Und das ist zu wenig.»

Der Vorstand der Stiftung Garnisonkirche setzt sich daher für eine institutionelle Förderung zur Deckung der Ausgaben ein. Museen oder Bildungseinrichtungen hätten auch «in irgendeiner Weise einen Zuschuss», so Kingreen. Dann könnte er auch den Eintrittspreis (12 Euro pro Erwachsenem für Ausstellung und Aussichtsplattform) senken. 

Wiederaufbau der Garnisonkirche jahrelang umstritten

Die Kirche will den wiedererrichteten Turm der Garnisonkirche als Ort für Demokratiebildung etablieren. Am 22. August wurde er eingeweiht. Gegenüber protestierten Kritiker, die den Bau als «Nazikirche» ablehnten. Die Garnisonkirche galt als Symbol der Verbindung von Preußentum und Nationalsozialismus. 

Um den Wiederaufbau gab es jahrelang erbitterten Streit. Die Baukosten von rund 42 Millionen Euro trug überwiegend der Bund mit rund 25 Millionen Euro. 

Am 21. März 1933 wurde in dem Gotteshaus der erste Reichstag nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten eröffnet. Der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg reichte dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler vor der Garnisonkirche die Hand.