
Berlin (dpa) – Zwei mutmaßliche ehemalige Mitglieder der linksextremistischen Gruppe «Das Komitee» sind in Deutschland festgenommen worden. Peter K. und Thomas W. seien am Mittwoch bei der Ankunft am Flughafen Berlin Brandenburg festgenommen worden, am Donnerstag sei der Haftbefehl verkündet worden, bestätigte eine Sprecherin des Kammergerichts Berlin der Deutschen Presse-Agentur. Vorausgegangen war nach Angaben von Rechtsanwalt Lukas Theune eine sogenannte Verständigung mit den Beteiligten. Zuvor hatte der RBB berichtet.
Hintergrund ist ein Anschlagplan der linksextremistischen Gruppe vor rund 30 Jahren, zu dem am Montag in Berlin ein Prozess vor dem 2. Strafsenat des Kammergerichts beginnen soll. Die beiden Angeklagten kehrten aus Venezuela zurück, um sich dem Verfahren zu stellen, wie einer der Verteidiger sagte.
Der Vorwurf: Ein geplanter Sprengstoffanschlag auf ein Gefängnis
Basis des Prozesses seien Gespräche mit der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, sagte Rechtsanwalt Lukas Theune der dpa. Die oberste deutsche Anklagebehörde wirft den Männern vor, im April 1995 einen Sprengstoffanschlag auf ein Gefängnis in Berlin-Grünau geplant zu haben, das damals zu einem Abschiebegefängnis umgebaut wurde.
Die Beschuldigten hätten sich spätestens im Herbst 1994 mit einem dritten, inzwischen gestorbenen Komplizen zu der linksextremistischen Vereinigung zusammengeschlossen, teilte die Bundesanwaltschaft nach Anklageerhebung mit. Ihr Ziel sei es gewesen, gesellschaftspolitische Veränderungen durch Brand- und Sprengstoffanschläge auf staatliche Einrichtungen herbeizuführen.
Für den geplanten Anschlag auf das Berliner Gefängnis hätten die Täter Propangasflaschen mit mehr als 120 Kilogramm Sprengstoff gefüllt und mit selbstgebauten Zeitzündern präpariert. Auf einem Parkplatz in der Nähe der Haftanstalt sollten die Sprengvorrichtungen umgeladen werden – doch eine zufällig vorbeifahrende Polizeistreife kam dazwischen. Die Männer flüchteten.
Männer erhielten Asyl in Brasilien
Das Bundeskriminalamt hatte den dritten Verdächtigen fast 20 Jahre später in Venezuela aufgespürt. Die Polizei nahm ihn fest, ein Auslieferungsersuchen Deutschlands wurde aber abgelehnt. Die beiden Angeklagten erhielten Asyl in Brasilien. Nun wollen sich die inzwischen 62 und 64 Jahre alten Männer dem Verfahren stellen.
Der Verständigung zufolge können die Angeklagten bei einem Geständnis mit einer Bewährungsstrafe rechnen. Das Kammergericht hat für den Prozess vier Verhandlungstage angesetzt, am 8. April soll das Urteil gesprochen werden.