Zahlreiche Arten sind in den vergangenen Jahrzehnten aus Berlin verschwunden. (Symbolbild)
Zahlreiche Arten sind in den vergangenen Jahrzehnten aus Berlin verschwunden. (Symbolbild) Foto: Jens Kalaene/dpa

Berlin (dpa/bb) – Zahlreiche Arten sind in den vergangenen Jahrzehnten aus Berlin verschwunden. Einer Studie des Naturkundemuseums zufolge gibt es heute mehr als 1.400 Arten weniger als noch Ende des 17. Jahrhunderts. Insgesamt sei die Artenvielfalt um rund 16 Prozent zurückgegangen. Vor allem bei Algen und Pflanzen gab es Verluste, erklärte Erstautorin Silvia Keinath. Als verschollen gelten nach Angaben der Wissenschaftlerin etwa die Bart-Glanzleuchteralge (Lychnothamnus Barbatus) oder der Gedrungene Ampfer (Rumex Confertus).

Für die Untersuchung wertete das Forscherteam um Keinath 37 Rote Listen gefährdeter Pflanzen, Tiere und Pilze des Landes Berlin aus. Insgesamt seien dort knapp 9.500 Arten aufgelistet, darunter Weichtiere, Fische, Reptilien, Amphibien, Vögel, Säugetiere, Algen, Pilze, Flechten und Pflanzen. 

Städte bieten vergleichsweise wenig Lebensraum

Den Rückgang begründen die Forscher vor allem mit dem zunehmenden Wachstum der Stadt. Städte böten vergleichsweise wenig Lebensraum und seien extrem an den Menschen angepasst. Die Wahrscheinlichkeit des Artenverlusts sei daher höher als in ländlichen Gebieten.

Der Studie zufolge ist keine der aus Berlin verschwundenen Arten weltweit ausgestorben. Daher sei es möglich, dass sie sich erneut in der Hauptstadt ansiedelten. Außerdem kommen neue Arten hinzu. Im Untersuchungszeitraum siedelten sich laut Studie fast 450 gebietsfremde Arten in Berlin an. «Manche sind invasiv wie der Waschbär, der die heimische Umwelt negativ beeinflusst», sagte Keinath. Aber nicht alle neu vorkommende Arten hätten zwangsläufig einen schlechten Einfluss auf das Berliner Ökosystem.

Die Autoren merken an, dass der berechnete Rückgang von 16 Prozent nur auf offiziellen Nachweisen beruht. Es sei nicht auszuschließen, dass noch mehr Arten verschwunden seien, die aber niemals erfasst wurden. Außerdem basierten die Roten Listen hauptsächlich auf der Erfahrung einiger weniger Experten, meistens Bürger, die sich an wissenschaftlichen Projekten beteiligten.