Weinhändler Nico Kliche (li.) und Winzer Christian Hiller vor der Weinhandlung Heimat.Wein. Foto: Martin Schwarz
Weinhändler Nico Kliche (li.) und Winzer Christian Hiller vor der Weinhandlung Heimat.Wein. Foto: Martin Schwarz

Christian Hiller ist in Lichtenberg angekommen – aus Randersacker südlich von Würzburg. Aus Mainfranken, der besten bayerischen Weingegend. Er hat mehrere Kartons mit Wein aus seinem Weingut Hiller mitgebracht und wird von Nico Kliche vor seinem Laden Heimat.Wein herzlich begrüßt.

Mit Sachverstand und Herzblut

Man spürt: Hier haben sich zwei Menschen gefunden, die sich respektieren: der Winzer und der Weinhändler. Mit seinem 1,5 Hektar feinen und kleinen Betrieb gehört Hiller zu genau der Sorte Weinmacher, wie Herr Kliche sie schätzt: Familienbetriebe, wo mit viel Sachverstand und Herzblut an einem guten Wein gefeilt wird. Und mit viel Arbeit: Hiller und seine Familie betreiben das Weingut in Franken nur im Nebenerwerb, da bleibt neben dem Hauptjob und der aufwendigen Handarbeit im Weinberg nicht viel Freizeit.

„Der Rebstock liebt den Schatten seines Herrn und möchte, dass man ­einen Knicks vor ihm macht“, sinniert Christian Hiller lächelnd und meint damit: Die harte ­Arbeit in der Hocke an der Rebe selbst ist immens wichtig. Rund 5.000 Flaschen Wein stellen die ­Hillers pro Jahr im Schnitt her, hauptsächlich Silvaner. 80 Prozent davon werden in der fränkischen Heimat genossen, der Rest geht in die weite Welt.

So auch nach Berlin zu Nico Kliche und seinem Weinladen Heimat.Wein direkt am wunderschönen Tuchollaplatz in der Lichtenberger Victoriastadt. Kliche liebt es, mit kleineren Winzern zusammenzuarbeiten, die aller­meisten kennt er persönlich. „Und so vermeide ich auch die Abhängigkeit zu Großhändlern“, sagt er. Zweimal im Jahr zieht er los in die verschiedenen deutschen Weinregionen, immer auf der geschmacklichen Suche nach spannenden Neuentdeckungen in der hiesigen Weinwelt, vom Spätburgunder bis zum Riesling, vom Lemberger bis zum Silvaner.

Schwerer Anfang

Wie der Name schon verrät, verkauft Kliche bei Heimat.Wein ausschließlich Wein aus deutschen Landen, und das bereits seit 2010. Er erinnert sich an die Anfänge: „Nach einer kaufmännischen Lehre wollte ich etwas Eigenes auf die Beine stellen. Und bei einem Spaziergang mit meiner Tochter entdeckte ich damals diesen leerstehenden Laden.“ Das Faible für Wein ­hatte sich vorher schon entwickelt, und so wurde Heimat.Wein geboren, mit ausschließlich deutschem Wein, „auch, weil ich mich von der Konkurrenz abheben wollte“, so der 47-Jährige.

„Die ersten Monate waren hart, weil sich in diese Gegend anfangs keine Touristen verirrt haben“.“ Das liegt auch an der Lage der Victoriastadt, die in fast jeder Himmelsrichtung von Gleisanlagen begrenzt wird. Ein Vorteil für die gewachsene Struktur dieser Gegend mit den vielen denkmalgeschützten Altbauten, ein kleiner Nachteil für Einzelhändler.

Treue Stammkundschaft

Doch mit den Jahren hat sich der Weinhändler eine treue Stammkundschaft ­erarbeitet, nicht nur aus dem Kiez. Denn wer hierher kommt, wird ­bestens beraten, keine noch so schwierige Frage, auch des nicht sehr fachkundigen Journalisten, bringt Kliche aus der Fassung. Und es ist eine wahre Freude, Hiller und Kliche beim Wein-Fachsimpeln zuzuhören. Da wird über die Schwierigkeiten von Bio-Zertifikaten ebenso diskutiert wie über den verregneten Sommer 2021 oder über die Kohlensäure als Nebenprodukt der Gärung.

Und da lernt man spannende Details, etwa dass eine einzige Rebe quasi nur eine ­bestimmte Menge an Qualität liefern kann, und die verteilt sich auf die Trauben. Wenn also ein Rebstock über und über vollhängt mit Trauben, ist das zwar prima für den Ertrag, die Weingüte kann aber nie so gut werden wie bei Rebstöcken mit weniger Frucht – irgendwie ­logisch.

Womit wir beim Dornfelder und beim Müller-Thurgau, in manchen Regionen auch Rivaner genannt, wären. „Diese Weinsorten verdanken ihren zweifelhaften Ruf zu vollgepackten Rebstöcken. Das ist für die Menge gut, für die Qualität nicht“, erklärt Kliche. „Wobei man auch aus Dornfelder- und Müller-Thurgau-Reben sehr guten Wein herstellen kann.“

Passende Wein-Wahl

Man sollte einfach mal Herrn Kliche in der Türrschmidtstr. 36 besuchen, am besten mit ­einem Plan für ein Abendessen. Und ob die Forelle nun Müllerinnen-Art zubereitet wird oder gebraten, bei Heimat.Wein wird man Ihnen den passenden Wein empfehlen – von deutschen Winzern, bevorzugt kleinere Familienbetriebe.

Zum Spargel empfiehlt der Fachmann übrigens Silvaner. Und wer im Internet aktiv werden möchte: Nico Kliche betreibt auch den Onlineshop Goldrichs, dort frönt er seiner großen Leidenschaft: dem König der Reben, dem Riesling.


Heimat.Wein | Türrschmidtstr. 36, Lichtenberg | Tel. 030-53144397 | Mo.–Fr. 12–19 Uhr

Text: Martin Schwarz