Trotz der hohen Spritpreise schwört die Mehrheit der Menschen in Deutschland auf das Auto.
Alarmierende Klimakrise, Megastaus, Klimakleber, utopische Benzin- und Diesel-Preise: Für die Mehrzahl der Deutschen sind das keine Gründe, um auf Bus und Bahn umzusteigen.
Grund dafür wiederum könnte das ständige Theater mit den Öffentlichen in Berlin sein: Fahrgäste der U2 sind bereits seit dem 7. November letzten Jahres dem zeitraubenden Wechsel zwischen Pendel- und Ersatzverkehr ausgeliefert. Frühestens ab diesem Monat wird die stark frequentierte Strecke zwischen Theodor-Heuss-Platz und Ruhleben wieder befahren.
Auch in Mitte gibt es Probleme mit der U2. Dort müssen Fahrgäste zwischen Klosterstraße und Senefelderplatz auf einen Pendelzug umsteigen. Bedauerlicherweise ist der wiederum nur alle 15 Minuten startklar. Grund für die Misere ist ein Tunnelschaden, der sich neben einer Hochbaustelle am Alexanderplatz entwickelt hat. Das Chaos soll noch mindestens bis Ende August anhalten.
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Auch die U3 sorgte jüngst für Frust. Wegen Schallschutzarbeiten fuhren zwei Wochen lang keine Züge zwischen Kottbusser Tor und Warschauer Straße. Fahrgäste der Straßenbahn haben es ebenfalls nicht leicht. Seit Januar enden die Linien M1 und M12 bereits am Hackeschen Markt. Das wird bis zum 1. Mai auch so bleiben.
Zwei Jahre Pause für Regionalbahn
Noch größer ist das Desaster im Regionalverkehr. Seit Sommer 2022 fahren keine Züge der Linie RB24 zwischen Bernau und Berlin. Bis zum Jahr 2024 geht auf dieser Strecke gar nichts. Die Initiative Bürgerforum Lokale Agenda 21 kritisiert die inakzeptablen Fahrzeitverlängerungen und den massiven Personalmangel bei der Bahn.
„Dass eine Linie ein ganzes Jahr gekappt wird, sorgt für Fassungslosigkeit und Entsetzen, vor allem, da es sich um extrem gravierende Einschränkungen handelt“, heißt es in einer Mitteilung. Das Bürgerforum fordert eine Nachbesserung der Ersatzverkehrsplanung, um die baubedingten Einschränkungen so gering wie möglich zu halten.
Stressfrei unterwegs
Bei so viel Ärger mit den Öffis setzen sich viele Hauptstädter auch weiterhin lieber ins Auto. Um stressfrei unterwegs zu sein, greifen ihnen verschiedene Apps unter die Arme. Dazu zählen Waze, Indrix und Here WeGo. Sie zeigen, wie sich nervige Staus galant umfahren lassen.
Der Bedarf ist groß: Die Berliner stehen im Schnitt fast drei Tage jährlich im Stau. Und nicht nur Staus sind das Problem: Laut einer aktuellen Studie suchen die Berliner an insgesamt 62 Stunden im Jahr nach einem Parkplatz. Für das Land Berlin verursacht die Sucherei jährliche Kosten von 1, 8 Milliarden Euro. Dass die Grünen die Zahl der Parkplätze vor allem in der Innenstadt weiter reduzieren wollen, dürfte bei vielen Autofans für Schnappatmung sorgen.
Noch allerdings scheint die Not nicht groß genug sein, um die Berliner dazu zu bringen, ihren Wagen stehenzulassen.
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Text: Anne-Katrin Hanke