Bei einem Besuch der ehemaligen Stasi-Zentrale in Lichtenberg erklärte Staats-ministerin Claudia Roth (Grüne) auf dem künftigen Campus für Demokratie „Orte des Erinnerns und Forschens“ schaffen zu wollen.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth und die Berliner Senatoren Klaus Lederer, Daniel Wesener und Andreas Geisel besuchten heute den künftigen Campus für Demokratie in Lichtenberg auf dem Gelände der ehemaligen Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS). Dort wolle man, so Roth, „gemeinsam Orte des Erinnerns und Forschens schaffen“.
Campus für Demokratie
Am Standort des Stasi-Unterlagen-Archivs und den umgebenden MfS-Gebäuden soll in den nächsten Jahren ein „Campus für Demokratie“ entstehen. Ein Archivzentrum zur SED-Diktatur soll das Gelände wesentlich mitprägen. Damit setzt der Bund einen Beschluss des Deutschen Bundestages und zugleich ein Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag um.
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Dazu erklärt Kulturstaatsministerin Claudia Roth: „Die Aufarbeitung des SED-Unrechts bleibt auch 33 Jahre nach der Friedlichen Revolution in der DDR, Aufgabe und Verpflichtung. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte, das Verstehen von
Repressionsapparaten, die Forschung an Akten und das Vermitteln von Lehren für unsere Demokratie, all das braucht einen zentralen Ort.“
Der Bund werde mit dem Archivzentrum zur SED-Diktatur auf dem Campus für Demokratie einen großen Beitrag leisten. Dort, wo die Stasi damals ihr Wirken plante und dokumentierte und sie ihre Überwachung der Menschen in der DDR mehr und mehr ausbaute, wolle man gemeinsam mit Berlin, und weiteren Akteuren der Zivilgesellschaft einen Ort des Demokratiediskurses schaffen. Der Campus für Demokratie soll vermitteln, wachrütteln und werben für die Freiheit, die die Demokratie mit sich bringt. „Dazu“, so Roth, „wollen wir mit dem heutigen Termin unser gemeinsames Engagement für dieses wichtige Ziel deutlich machen.“
Historische Bedeutung
„Vor 33 Jahren – am 15. Januar 1990 – wurde die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg besetzt. Damit war das Ende des wichtigsten Machtinstrumentes der SED besiegelt“, erinnerte Kultursenator Lederer (Linke). Er sähe in dem Standort gerade in seiner doppelten historischen Bedeutung als Ort der Repression und der friedlichen Revolution ein großes Potential. „Dem vom Bund geplanten Archivzentrum zur SED-Diktatur kommt dabei als Ankerinstitution eine entscheidende Bedeutung zu“, so Lederer.
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Sein Kollege Andreas Geisel, der Senator für Stadtentwicklung, erklärte, dass seine Verwaltung das Bebauungsplanverfahren für den Campus der Demokratie vom Bezirk Lichtenberg an sich gezogen habe. „Damit“, so Geisel, „unterstreicht das Land Berlin die Bedeutung dieses Ortes, der weit über Berlin hinausstrahlt. Ein derart politisch besetzter Raum muss in seiner Besonderheit erhalten und wahrgenommen werden.“
Herausragender Ort
Auf dem zukünftigen Areal des Campus für Demokratie sind bereits heute neben dem Stasi-Unterlagen-Archiv unter anderem das Stasimuseum, die Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft und die Robert-Havemann-Gesellschaft beheimatet. Weitere Gebäude befinden sich im Besitz des Landes Berlins und anderer Beteiligter. Ziel ist es, an diesem herausragenden historischen Ort als Zeugnis der Repression und ihrer Überwindung einen Ort der Erinnerung, des Gedenkens, der historischen Forschung und der politischen Bildung zu schaffen.
Text: Redaktion